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Die Staatsanwaltschaft warf dem honduranischen Präsidenten Juan Orlando Hernández die Drogengeschäfte seines Bruders gedeckt zu haben.

Foto: Reuters / JORGE CABRERA

New York/Tegucigalpa – Der Bruder des Präsidenten von Honduras ist von einem New Yorker Gericht des großangelegten Handels mit Drogen schuldig gesprochen worden. Der Prozess gegen Juan Antonio Hernández, genannt "Tony", war auch deswegen brisant, weil die Anklage seinem Bruder Präsident Juan Orlando Hernández vorwarf, die Drogengeschäfte gedeckt zu haben.

Tony Hernández wurde 2018 in Miami verhaftet und für den Besitz und den Schmuggel von 220 Tonnen Kokain in die USA angeklagt. Das Urteilsverkündung soll am 17. Januar 2020 stattfinden. Dem Verurteilten droht lebenslange Haft.

Eine Million von "El Chapo" für Wahlkampf

Den Bruder des Beschuldigten, Präsident Juan Orlando Hernández, bezeichneten die Staatsanwälte während des mehr als zweiwöchigen Prozesses als "Mitverschwörer" beim Schmuggel von Dutzenden Tonnen Kokain. Angeklagt war er aber nicht.

Ein Zeuge sagte außerdem aus, dass der im Juli ebenfalls in New York verurteilte mexikanische Ex-Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán eine Million US-Dollar an Tony Hernández gezahlt habe, die für den Wahlkampf seines Bruders und jetzigen Präsidenten bestimmt gewesen seien. Ein weiterer Zeuge, der gestand 78 Menschen ermordet zu haben, sagte aus, er habe Schmiergelder an mehrere honduranische Beamte, darunter auch der Präsident, bezahlt.

Präsident Hernández weist die Vorwürfe zurück

Das Staatsoberhaupt hatte im September bei der UN-Vollversammlung in New York gesprochen. Damals unterschrieb sein Land auch ein Migrationsabkommen mit den USA. US-Präsident Donald Trump sagte bei der Gelegenheit, sein Amtskollege mache einen "fantastischen Job". Das US-Außenministerium kündigte am Mittwoch an, einige zeitweise eingestellte Hilfszahlungen an Honduras sowie Guatemala und El Salvador wegen deren Fortschritte bei der Eindämmung der illegalen Migration in die USA wieder aufzunehmen.

Präsident Hernández weist die Vorwürfe einer Verwicklung zurück. Die US-Regierung habe deutlich anerkannt, dass Honduras ein wirkungsvoller und vertrauenswürdiger Partner beim Kampf gegen den Drogenhandel sei, schrieb er am Freitag auf Twitter. Das Urteil gegen seinen Bruder habe er mit großer Traurigkeit zur Kenntnis genommen. (APA, red, 18.10.2019)