Der neue Arbeitgeber von Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher, die von der steirischen SPÖ kontrollierte Leykam Medien AG, ist Auftragnehmer der Bundes-SPÖ.

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Wien –Im Ringen um die Zukunft der SPÖ fliegen die Hackeln tief. Die Zeitung "Österreich" berichtete am Samstag über einen Beratervertrag, der Ex-Bundesgeschäftsführer Max Lercher monatlich 20.000 Euro einbringe. Lercher dementiert den Bericht, nicht er, sondern die parteinahe Leykam Medien AG habe einen Vertrag mit der SPÖ-Bundesgeschäftsstelle.

Dem Vernehmen nach handelt es sich um die Leykam Events & Entwicklungs GmbH, eine Tochter der Leykam Medien AG, als deren Geschäftsführer laut Firmenbuch seit April ebenfalls Lercher fungiert. Sie dürfte es sein, die Dienstleistungen für beziehungsweise im Auftrag der Sozialdemokratischen Partei erbringt, sagte ein SPÖ-Vorstandsmitglied auf Anfrage des STANDARD. Details zum Vertrag und wie die Dienstleistungen dotiert seien, waren vorerst nicht in Erfahrung zu bringen.

"Kein Vertrag mit Max Lercher"

Lercher selbst gibt an, vertraglich zur Verschwiegenheit verpflichtet zu sein. Dass Parteichefin Pamela Rendi-Wagner ihn nach seiner Ablöse als SP-Bundesgeschäftsführer gebeten habe, weiterhin seine Expertise einzubringen, sei aber öffentlich bekannt. Außerdem hätten auch andere Leykam-Mitarbeiter an dem Vertrag gearbeitet: "Das ist kein persönlicher Vertrag mit Max Lercher."

Die Leykam Medien AG wird zu 79 Prozent von der Spectro gemeinnützige Gesellschaft für wissenschaftliche Forschung GmbH kontrolliert, die ihrerseits zu hundert Prozent der SPÖ-Landesorganisation Steiermark gehört. Den Rest der Leykam Medien AG teilen sich die Steiermärkische Bank & Sparkassen AG, Landes-Hypothekenbank Steiermark, Wiener Städtische Versicherung AG und Grazer Wechselseitige Versicherung AG.

Brisante Details

Mit brisanten Details meldete sich am Nachmittag Berater Rudolf Fussi via Facebook zu Wort. In der Sitzung des Parteivorstands sei von insgesamt vier Beraterverträgen die Rede gewesen, darunter jener mit Lercher, schreibt Fussi, im Brotberuf freier Kommunikationsberater, der 2017 unter anderem den damaligen SPÖ-Vorsitzenden Christian Kern beraten hat, indem er Rede-Bausteine lieferte, aber nie von der SPÖ bezahlt worden sei, wie Kern damals versicherte.

Auf Nachfrage von SPÖ-Vorstandsmitgliedern, ob es nicht vielmehr um Leykam gehe, die Leistungen für Datenmanagement und andere Dienstleistungen erbringe, nicht um Lercher, sei seitens Partei- und Bundesgeschäftsführung keine Klarstellung erfolgt. Allerdings habe sich dann "jemand aus der Kontrolle zu Wort" gemeldet und widersprochen, so Fussi ohne seine Quellen zu nennen.

Verschwiegenheitsverpflichtung

"Ich bin gerne bereit, wenn ich von der Verschwiegenheit entbunden werde, dass ich den Vertrag öffentlich mache. Das müsste die Löwelstraße nur tun", zitierte die APA den Ex-SPÖ-Geschäftsführer. Die SP-Zentrale wollte man dort keine Details nennen: "Über Vertragsinhalte geben wir grundsätzlich keine Auskunft."

Der Zeitung "Österreich" wirft Lercher in einem Facebook-Post Lüge vor. Es gebe keinen Beratervertrag, sondern: "Ich bin Geschäftsführer eines Unternehmens, das jeden etwaigen Gewinn gemeinnützig verwenden muss." Als Geschäftsführer und damit Angestellter der Leykam beziehe er 6.000 Euro brutto im Monat. "Das ist viel Geld, das mit umfassenden Haftungen verbunden ist", schreibt Lercher. Das sei aktuell auch sein einziges Einkommen.

Die Stellungnahme Lerchers im Wortlaut:

Wenn er in wenigen Tagen in den Nationalrat einziehe, werde Leykam einen zweiten Geschäftsführer bekommen und sein eigenes Gehalt abgespeckt, verspricht Lercher via "Kurier", er "werde nie ein Gagenkaiser sein". Auch von einer Intrige ist die Rede: "Es geht darum, mich als Person zu beschädigen. Aber das wird so nicht gelingen. Ich werde weiter sagen, was zu sagen ist."

Während sich SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und der neue Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch in Schweigen hüllten, rückte via Twitter der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler aus, um Lercher zu verteidigen. Dieses "Überleichengehen" der Parteiführung werde zum Boomerang für die SPÖ werden. (APA, red, 19.10.2019)