Junuzovic weiß: Gegen Napoli muss sich sein Team steigern.

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Graz – Salzburg ist die perfekte Generalprobe vor dem Champions-League-Duell mit Napoli verwehrt geblieben. Sturm Graz brachte den Serienmeister am Samstag beim 1:1 als zweites Team nach dem LASK (2:2) an den Rand einer Niederlage. "Vielleicht war das ein guter Weckruf zur richtigen Zeit", hoffte Salzburgs Mittelfeld-Routinier Zlatko Junuzovic in Hinblick auf den dritten Auftritt in der "Königsklasse".

Napoli nochmals ein anderes Niveau

Da geht es für die "Bullen" am Mittwoch in der Red Bull Arena um die Führungsposition in der Gruppe E, die die Italiener einen Punkt vor Salzburg und Titelverteidiger Liverpool anführen. "Wir müssen es am Mittwoch besser machen", forderte Trainer Jesse Marsch. Dies müsse gegen einen mit in taktischer Hinsicht schlauen Spielern gespickten, sehr guten Gegner gelingen.

Napoli ist in der Serie A Vierter und feierte am Samstag einen 2:0-Heimerfolg gegen Verona. "Gegen Napoli müssen wir von der ersten bis zur letzten Sekunde hellwach sein und eine bessere Körpersprache zeigen", wusste Junuzovic. Und Abwehrspieler Andre Ramalho ergänzte: "Sie haben sehr hohe Qualität, wir müssen sie bestmöglich neutralisieren." Gegen Sturm klappte das nicht nach Wunsch. Die Steirer hatten ein Chancenplus. "Man hat gesehen, dass, wenn wir unser Ding nicht richtig durchziehen, wir hinten zu viel Chancen zulassen", analysierte Junuzovic.

Erste Halbzeit verschlafen

Der 32-jährige Ex-Deutschland-Legionär war wie Takumi Minamino und Patson Daka auf einem teilweise sehr in Mitleidenschaft gezogenen Rasen (Ramalho: "Bei einem Bundesligaspiel kann man Besseres erwarten") erst in der letzten halben Stunde zum Zug gekommen. Andere wichtige Kräfte wie Andreas Ulmer oder Hwang Hee-chan bekamen überhaupt eine Pause. "Wir hatten eine ganz junge Mannschaft auf dem Platz", erinnerte Marsch. Der wieder fitte Topstürmer Erling Haaland gab dabei sein Comeback, konnte aber nicht glänzen. "Ich bin froh, dass Erling wieder zurück ist, auch wenn er keine Topleistung gebracht hat", meinte Marsch.

Damit war er nicht alleine. "In der ersten Halbzeit war die Mannschaft nicht so bereit für die hohe Intensität des Spiels. Zweite Halbzeit war es dann besser", zog der US-Amerikaner ein Fazit. Zum Hinrundenabschluss des Grunddurchganges ging man zum zweiten Mal in dieser Saison nicht als Sieger vom Platz. Als Folge schrumpfte der Vorsprung der weiter unbesiegten "Bullen" auf den ersten Verfolger LASK auf nur noch drei Punkte.

Sturm semi-zufrieden

Sturm hat als Fünfter weiter zwölf Zähler Rückstand auf Rang eins. Neben den zwei Remis gab es auch fünf Siege und vier Niederlagen. "Punktemäßig sind wir nicht zufrieden", betonte Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl. Außer der Partie gegen den LASK sei man allerdings in keiner Partie klar schlechter gewesen als der Gegner. "Wir waren aber auch zu selten klar besser als der Gegner", schickte der Ex-Tormann gleich hintennach.

Gegen den Ligakrösus Salzburg hatte man das nicht erwarten können, der mehr als ebenbürtige Auftritt war daher hoch einzuordnen. "Ich bin stolz auf die Jungs, es war eine gigantische Leistung und, was die Intensität betrifft, die beste in dieser Saison", resümierte Coach Nestor El Maestro. Das blieb auch Marsch nicht verborgen. "Die Leistung von Sturm war sehr gut, vielleicht war es der schwerste Gegner in dieser Saison", konstatierte Salzburgs-Trainer.

Belohnt wurde er aber nicht mit drei Punkten. Deshalb war El Maestro wie viele Sturm-Kicker und -Verantwortliche auch "ein bisschen" enttäuscht. "Man sieht, was möglich ist, wenn jeder seinen Job macht. Es war ein Superspiel für die Fans, in dem wir uns mehr verdient hätten", sagte Kapitän Stefan Hierländer. Den Heimsieg verhinderte Salzburgs Sekou Koita mit dem Ausgleich in der 73. Minute. Zuvor hatte Ivan Ljubic (17.) die Grazer auf Siegkurs gebracht. Der Ex-ÖFB-U21-Teamspieler widmete seinen Treffer seinem verstorbenen Opa.

Historischer LASK

Der LASK scheint hingegen gerüstet für seinen nächsten Europa-League-Ausflug zu PSV Eindhoven. Am Samstag schossen die Linzer zuhause Mattersburg mit 7:2 (3:2) aus dem Stadion, der achte Saisonsieg brachte den LASK bis auf 3 Punkte an Leader Salzburg heran und soll ein gutes Omen für die Truppe von Trainer Valerien Ismael sein. Dabei deutete rund 60 Minuten relativ wenig auf den historischen Sieg hin.

Sieben Treffer in einer Partie: Das sind nicht nur genau so viele wie in den 3 LASK-Spielen davor insgesamt, sondern auch ein Novum für den LASK seit Gründung der Fußball-Bundesliga 1974/75. Höhere Siege gab es seitdem im Oberhaus nur zwei: Jeweils 6:0-Heimerfolge über Eisenstadt (1985/86) und St. Veit (1983/84). Ismael delektierte sich weniger an diesen geschichtlichen Fakten denn an der zuletzt so vermissten Effizienz. "Neun Schüsse aufs Tor und sieben Treffer. Die Mannschaft hatte heute die Konsequenz", sagte der Franzose. "

Mattersburg-Trainer Franz Ponweiser war hörbar enttäuscht. "Ein sehr bitterer Abend für uns", befand der 44-Jährige. "Es schmerzt schon, wenn du vom Gegner Lob bekommst für deinen Matchplan, aber sieben Tore kassierst." Routinier Patrick Salomon nahm sich nach der zweiten Niederlage in Folge kein Blatt vor den Mund. "Wir haben einfach nicht die Qualität, um Spiele zu gewinnen", betonte der Defensivmann. (APA, 20.10.2019)