Das Phil will das Kinderbuch "Hatschi Bratschis Luftballon" trotz massiver Kritik im Netz weiterhin verkaufen.

Foto: Screenshot/WebStandard

Gegen das Wiener Kaffeehaus Phil gibt es in sozialen Netzwerken Rassismusvorwürfe. Das Lokal hat nämlich das Kinderbuch "Hatschi Bratschis Luftballon" im Sortiment, das 1904 erstmals erschienen ist. Seither wurde das Werk des österreichischen Dichters und Schriftstellers Franz Karl Ginzkey immer wieder aufgrund der rassistischen Darstellung von Schwarzen und Türken kritisiert. Mehrmals wurde das Buch seit der Ersterscheinung daher abgeändert.

Als Zeitdokument im Angebot

Das Phil hat das Buch laut eigenen Angaben als Zeitdokument platziert, um zu zeigen, wie "unsere Großeltern und noch unsere Eltern sozialisiert worden sind". Zudem weist man in einem Facebook-Posting darauf hin, dass das Werk nicht in der Kinderbuchabteilung, sondern bei den österreichischen Büchern als Zeitdokument platziert ist. Zuvor hatte ein User seinen Unmut über die Ausstellung von "Hatschi Bratschis Luftballon" auf Facebook kundgetan.

Die Stellungnahme der Buchhändlerin.
Foto: Screenshot/WebStandard

"Gehört ins Museum, nicht in Buchhandlungen"

Seither wird in sozialen Netzwerken darüber diskutiert, ob man das Buch ausstellen oder aus dem Sortiment nehmen sollte. "Es gibt zahlreiche rassistische und kolonialistische 'Kulturwerke' aus vergangener Zeit. Diese Dinge jetzt auszugraben ist nicht nostalgisch, sondern schlicht reaktionär. Es geht nicht um Zensur, sondern darum, dass die meisten dieser antiquierten Relikte in Museen zu finden sind (wo sie auch bitte bleiben sollen) und nicht in Bobo-Buchhandlungen", ärgerte sich eine Userin etwa.

Das Phil bietet Buch weiterhin an

Das Phil hat unterdessen beschlossen, "Hatschi Bratschis Luftballon" weiterhin anzubieten. Auf Instagram wurde erst am Samstag wieder darauf hingewiesen, dass man nun beide Versionen des Kinderbuchs lagernd habe. Auch dort ärgern sich User und kündigen an, das Lokal künftig nicht mehr besuchen zu wollen.

Stellungnahme des Besitzers

Christian Schädel, Inhaber und Gründer des Kaffeehauses, ließ gegenüber dem STANDARD ausrichten, dass man sich "eindeutig gegen Diskriminierung jeglicher Art stelle – sei es gegen Menschen, Bücher oder Meinungen". "Rassismus ist Scheiße und wir verkaufen das Buch nicht um Rassismus zu verbreiten, sondern um zu sensibilisieren, womit wir und unsere Großeltern aufgewachsen sind", erzählte Schädel ferner.

Die im Buch gezeigten Stereotypen seien "in unserer Gesellschaft leider immer noch verankert, weshalb die FPÖ von 25 Prozent der Menschen gewählt wird". Dem Phil geht es um "Freiheit der Kunst". Zuletzt weist der Inhaber des Kaffeehauses darauf hin, dass man das Buch auch bei Amazon und Thalia kaufen kann. (red, 21.10.2019)