September 2019: Proteste gegen die Suspendierung von Silvia Velikova.

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Sofia – Nach scharfer Kritik am Umgang mit einer regierungskritischen Journalistin hat die Medienbehörde den Intendanten des öffentlich-rechtlichen Bulgarischen Nationalen Rundfunks (BNR), Swetoslaw Kostow, gekündigt. Auslöser war die kurzfristige Entlassung der Moderatorin Silvia Velikova – die Intendanz hatte sie nur wenige Stunden vor ihrer Sendung vor die Tür gesetzt, um sie dann wieder zurückzuholen.

Kollegen hatten sich bei dem Vorfall im Juni aus solidarischen Gründen geweigert, Velikova (Welikowa) in der Sendung zu ersetzen. Den FM-Empfang des öffentlich-rechtlichen Radiosenders ließ die Intendanz daraufhin mehrere Stunden landesweit abschalten – zum ersten Mal seit seiner Gründung 1935. Der BNR erklärte, es sei eine "technische Wartung" durchgeführt worden.

Verstöße

Nach Ansicht der Medienbehörde handelte es sich dabei aber um "schwerwiegende Verstöße" gegen das Gesetz, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Der BNR war demnach seiner "Verpflichtung zur Aufrechterhaltung eines kontinuierlichen öffentlichen Informationsdienstes" der für die Ankündigung potenzieller Naturkatastrophen oder Sicherheitsbedrohungen erforderlich ist, nicht nachgekommen. Kostow will Berufung gegen seine Kündigung einlegen und wirft der Aufsichtsbehörde vor, "das Unternehmen wissentlich zu destabilisieren".

Der Fall Velikova hatte in Bulgarien für scharfen Protest gesorgt. Nach Angaben der populären Journalistin hatte ihr Kostow in einem vertraulichen Gespräch im Juni gesagt: "Vier verschiedene Leute haben mich angerufen, um dich auf stumm zu schalten." Wer den Intendant kontaktiert hatte, wisse sie nicht.

Die populäre Journalistin, aber auch Experten, vermuten, dass das Vorgehens Kostows im Zusammenhang mit der bevorstehenden Wahl des neuen Generalstaatsanwalts Ende Oktober steht. Sie hatte als für die Justiz zuständige Reporterin den Wahlvorgang offen kritisiert. Für den einflussreichen Posten steht nur ein Kandidat zur Wahl – und zwar der aktuelle, stellvertretende Generalstaatsanwalt Iwan Geschew, der als regierungsnah gilt. (APA, 20.10.2019)