Washington – In Anlehnung an Nestroy gilt wohl: Einen Jux will sie sich machen ... Jetzt hat auch Hillary Clinton einen etwas sehr exzentrischen Brief unter die Leute gebracht. Die 2016 Donald Trump als Präsidentschaftskandidatin unterlegene US-Demokratin verbreitete auf Twitter nämlich eine Parodie jenes berühmten, mittlerweile mehr berüchtigten Briefs, den der US-Präsident an den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan geschickt hatte. Dieser bescherte Trump viel Häme, aus Ankara wurde verbreitet, dass die Epistel im Papierkorb gelandet sei – und nun folgt Hillary Clintons "Kommentar" zum Brief.

Sie postete einen angeblichen Brief des damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy an Sowjetführer Nikita Chruschtschow in der Kuba-Krise 1962. "Sei kein Idiot, okay?", beginnt das Schreiben, das von der US-Sendung "Jimmy Kimmel Live" stammt. "Hol' deine Raketen aus Kuba raus. Alle werden sagen: 'Yay! Chruschtschow! Du bist der Beste!'" Lenke der Sowjetführer nicht ein, würden dagegen alle sagen "Was für ein Arschloch" und sein "Müll-Land" als "Soviet Bunion" (deutsch: Sowjet-Fußballenentzündung) bezeichnen.

Ich ruf dich nachher an

"Du gehst mir wirklich auf die Nerven", setzt der imaginäre Kennedy in dem auf den 16. Oktober 1962 datierten Schreiben fort – und beendet den Brief mit "Ich rufe dich nachher an. Umarmung, John Fitzgerald Kennedy".

Die Parodie nimmt den ungewöhnlichen Tonfall aufs Korn, den Trump in seinem Schreiben an Erdoğan in der Syrien-Krise angeschlagen hat. Der US-Präsident hatte seinen türkischen Amtskollegen mit den Worten "Seien Sie kein Narr!" davor gewarnt, bei der Militäroffensive gegen die Kurden tausende Menschen "abzuschlachten", und eine "Zerstörung" der türkischen Wirtschaft angedroht.

In den Archiven gefunden ...

Clinton postete den angeblichen Kennedy-Brief nun mit den Worten "In den Archiven gefunden ...". Die Kuba-Krise hatte die Welt 1962 an den Rand eines Atomkriegs gebracht. Washington hatte inmitten des Kalten Krieges sowjetische Raketen auf Kuba entdeckt. Chruschtschow willigt schließlich in den Abzug der Raketen ein – unter der Bedingung, dass die USA nicht auf Kuba einmarschieren und ihre in der Türkei stationierten Atomraketen abtransportieren.

Trump twittert wieder

Trump selbst ist derweil wie eh und je hoch aktiv auf Twitter – und liefert Lapsus auf Lapsus. Dabei kristallisiert sich eine kleine Schwäche in Sachen Namensgedächtnis heraus. Seinen Verteidigungsminister etwa nannte er "Mark Esperanto" – keine Kurzform, sondern eine Langform des richtigen Namens: Mark Esper. (Später korrigierte er den Tweet, von dem es natürlich Screenshots gab, etwa vom Demokraten Jim Himes, der den Bundesstaat Connecticut im US-Repräsentantenhaus vertritt. Er stellte auch gleich noch ein paar weitere "Unschärfen" in Trumps Tweet richtig.)

Erst unlängst hatte der US-Präsident aus Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg einen Herrn "Stoltenheim" gemacht. Ansonsten fusioniert er gern mal Firmennamen mit den dortigen Chefs. So geschehen etwa, als aus Apple-Chef Tim Cook "Tim Apple" wurde oder aus der Chefin des Rüstungskonzerns Lockheed Martin, Marillyn Hewson, "Marillyn Lockheed", wie "Spiegel online" dokumentierte.

Dass Donald Trump seinen ehemaligen Nationalen Sicherheitsberater John Bolton zu "Mike Bolton" umbenannte, lässt vielleicht Rückschlüsse auf private Musikvorlieben zu. Eine dürfte sich am wenigsten wundern über Donald Trumps Namenshoppalas: Ehefrau Melania wurde nämlich in einem Tweet als "Melanie" bezeichnet. (nim, APA, 21.10.2019)