Frauen müssen sich beim Online-Gaming oftmals mit sexistischen Kommentaren und Beleidigungen herumschlagen.

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Online-Gaming ist manchmal ein hartes Pflaster. Bei einer knappen Partie kann es schon einmal vorkommen, dass einem Spieler das ein oder andere Schimpfwort auskommt. Dass viele Frauen aber aufgrund ihres Geschlechts sich regelmäßig mit sexistischen Bemerkungen und Beschimpfungen auseinandersetzen müssen, hat nun Vice aufgezeigt. Das Medium hat sich mit fünf unterschiedlichen Spielerinnen unterhalten, die verschiedene Games nutzen.

Sexistische Bemerkungen Alltag

Die 40-jährige Lilli spielt etwa das kostenlose MOBA League of Legends. Das Game ist für seine toxische Community bekannt. Auch Lilli kann davon ein Lied singen. Die Frau tritt nämlich mit einem weiblichen Nutzernamen auf und wird deswegen regelmäßig sexistisch beschimpft beziehungsweise mit anzüglichen Nachrichten konfrontiert. Die Spielerin bereut ihren Nutzernamen mittlerweile. Allerdings möchte sie auch als Frau sichtbar sein und sich nicht hinter einem neutralen Namen verstecken, nur um Diskriminierung zu entgehen.

Das Problem fängt beim Voice-Chat an

Die 44-jährige Sarah ist unterdessen in unterschiedlichen Multiplayer-Games anzutreffen, darunter WoW, Guild Wars 2, Elder Scrolls Online und Star Wars the Old Republic. Die Frau spielt primär männliche Charaktere, weil sie weibliche Figuren oftmals stereotyp normschön befindet. Solange sich die Spielerin nicht zu Wort meldet, hat sie prinzipiell keine Probleme. Tritt sie allerdings dem Voice-Chat bei, wird die Spielerin oftmals nicht mehr ernst genommen und ignoriert. Die Frau hat deswegen angefangen, nur mehr mit Freunden und nicht mehr mit Fremden zu spielen.

Spielerin soll an Niederlage schuld sein

Ähnliches ist auch der 24-jährigen Linh erfahren. Ihr wird bei Overwatch oftmals nachgesagt, dass sie als Frau an der Niederlage bei einer engen Auseinandersetzung schuld ist – auch wenn die Statistiken gegenteiliges aufzeigen. Derartige Erlebnisse haben die Studentin anfangs gekränkt und dann wiederum wütend gemacht, sodass sie tatsächlich schlechter spielte. Die Spielerin berichtet auch von Anmachsprüchen. Aufgrund der Erlebnisse hat die 24-Jährige mittlerweile ihren Nutzernamen geändert und verwendet nicht mehr den Voice-Chat.

Todesdrohung nach Rückweisung

Die 41-jährige Stephanie erzählt gegenüber Vice ferner, dass sie bei Star Wars: Galaxies aufgrund ihrer weiblichen Spielfigur die meiste Zeit kein Problem hatte. Ein Spieler soll allerdings versucht haben, Kontakt mit der Frau aufzubauen, was diese wiederum ablehnte. Der abgewiesene Mann reagierte damit, dass er ihr mit dem Tod drohte und sie mit einem Zweitaccount belästigte, weil er zuvor blockiert wurde. Eine Meldung beim Support brachte damals nichts. Die 41-Jährige spielt trotzdem weiterhin gerne-Online-Games.

Spielerin hat sich mit Kommentaren abgefunden

Zuletzt schildert auch die 23-jährige Julia, dass sie oftmals angeschrieben wird, sobald Mitspieler bei League of Legends bemerken, dass sie eine Frau ist. Die User fragen dann oftmals nach ihrem Privatleben und Social-Media-Accounts. Oftmals hört die Spielerin auch Kommentare wie "Ich wusste gar nicht, dass Frauen so gut zocken können". Die Nutzerhin hat sich mittlerweile damit abgefunden, dass sie oftmals sexistische Bemerkungen zu hören bekommt. Ihr fehle die Energie, sich damit auseinanderzusetzen.

Spawntaneous

Kein neuartiges Problem

Bereits im vergangenen Jahr hat eine Streamerin aufgezeigt, was Frauen sich beim Online-Gaming alles anhören müssen. So berichtet auch sie von Beleidigungen und sexistischen Beschimpfungen. Um Rassismus und Sexismus bei Online-Spielen zu bekämpfen, gibt es mittlerweile eine Fair-Play-Allianz, die sicherstellen will, dass derartiges Verhalten bestraft wird. Mehr als 120 Mitglieder weist die Bewegung auf – darunter auch LoL-Hersteller Riot Games, Twitch und Blizzard. (red, 21.10.2019)