WAC-Trainer Struber verlor nicht die Contenance: "Dass man am Ende froh sein muss, dass alle heil und fit vom Platz gehen, das sollten nicht mein Gedanke nach dem Spiel sein."

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Rapid-Coach Kühbauer versteht die Aufregung nicht, schließlich habe es keine Verletzten gegeben.

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Wien – Das 1:1-Remis zwischen Rapid und dem WAC lieferte am Sonntag noch lange Gesprächsstoff. So gingen auch die Meinungen der zwei Trainer dazu diametral auseinander. Nicht leugnen wollten die Rapidler, dass bisher zu Hause eher zu wenig Punkte geholt wurden. Trotzdem wähnen sich die Grün-Weißen "auf einem guten Weg".

In den ersten 45 Minuten gab es im Allianz Stadion gleich einige strittige Szenen, bei denen sich Rapid-Spieler über striktere Strafen wohl nicht beschweren hätten dürfen. Stefan Schwab, Taxiarchis Fountas oder Aliou Badji fielen mit brachialer Härte auf, Schiedsrichter Alexander Harkam beließ es aber höchstens bei Gelb oder ließ überhaupt Gnade walten. Rot gab es nur für WAC-Assistenztrainer Mohamed Sahli, weil der sich über den Spielleiter echauffiert hatte.

Struber nachdenklich bis sauer: "Teilweise Vorsatz"

WAC-Coach Gerhard Struber, der selbst die Gelbe Karte wegen Kritik ausfasste, sollte nachher meinen, Harkam habe es ganz klar verabsäumt, Linie ins Spiel zu bringen: "Es war teilweise überbordend." Viele Zweikämpfe seien nicht mehr im Rahmen gewesen. "Es war ein Spiel, welches mit viel Intensität und Leidenschaft geführt wurde – was ich gut finde – aber dass man am Ende froh sein muss, dass alle heil und fit vom Platz gehen, das sollten nicht mein Gedanke nach dem Spiel sein. Aber es war heute so und macht mich auch ein Stück weit nachdenklich." Die harte Gangart der Rapidler schmeckte ihm so überhaupt nicht: "Ich finde, es war in zu vielen Situationen einfach Gefahr in Verzug, teilweise Vorsatz."

Kühbauer ohne Verständnis: "Keine Verletzten"

Das wiederum echauffierte Rapid-Trainer Didi Kühbauer: "Mit dem Wort Vorsatz sollte man vorsichtig sein. Das ist eine Aussage, die lasse ich so sicher nicht stehen." Er verweist darauf, dass Fußball ein Sport ist, wo Zweikämpfe passieren. Und es könne einmal die eine oder andere Situation entstehen. Kühbauer konstatierte, dass sich keiner verletzt habe. "Wir vergessen, dass wir gut Fußball gespielt haben." Stefan Schwab sah es ähnlich: "Gegen Salzburg, LASK und WAC schaut ein Spiel so aus. Da geht es hin und her, da sind viele Schnittbälle. Wenn du das nicht annimmst, dann verlierst du. Wenn du es annimmst, dann wird es ab und zu hart. Aber es war nicht mehr", sagte Rapids Kapitän.

Liendl: "teilweise überaggressiv"

"Wir haben schon damit gerechnet, dass sie körperlich agieren werden und aggressiv agieren werden. Aber dass sie teilweise überaggressiv agieren, mit dem haben wir natürlich nicht gerechnet", meinte WAC-Leitwolf Michael Liendl. "Ich denke schon, dass man bei der einen oder anderen Aktion früher eingreifen hätte müssen. Dann wäre wahrscheinlich auch der eine oder andere in die Dusche marschiert." Man habe sich in der ersten Hälfte "ein bisschen die Schneid abkaufen lassen", befand Alexander Kofler. Der Wolfsberger Schlussmann wollte aber nicht von einer unfairen Partie sprechen. "Es war, glaube ich, ein normales Spiel mit ein bisschen mehr Härte.

Nachspiel bei der Pressekonferenz

Struber stießen diese Aussagen von Kühbauer auch danach noch sauer auf. "Ein No-Go", schüttelte der Salzburger den Kopf. Schließlich hätten Trainer eine Vorbildwirkung. Kühbauer wiederum störten die nicht enden wollenden Fragen diesbezüglich, er spielte sogar mit dem Gedanken, die Pressekonferenz zu verlassen. Im Nachgang lieferte sich Kühbauer noch ein Wortduell mit einem Sky-Kommentator, von dem er sich offenbar provoziert fühlte.

Durchwachsene Heimbilanz Rapids

Am Ende überwog bei den Rapid-Akteuren die Enttäuschung und das Gefühl, noch nicht ganz auf einer Stufe mit den Top drei Salzburg, LASK und WAC ist zu sein. Die drittplatzierten Kärntner blieben in der Tabelle zwei Punkte vor den Wienern, die den eigenen Erwartungen vor Heimpublikum weiter hinterherhinken. Mit zwei Siegen, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen ist die Heimbilanz in der Hinrunde ausgeglichen. Hingegen ist man mit vier Auswärtssiegen und einem Remis das zweitbeste Team in der Bundesliga in der Ferne – hinter dem LASK und noch vor Salzburg.

"Auf einem guten Weg"

Als fehlende Kaltschnäuzigkeit beschrieb Verteidiger Maximilian Hofmann das Problem. Er und seine Kollegen müssten danach trachten, "dass wir vor allem daheim noch dominanter sind, das muss unser Anspruch sein. Wir sind auf einem guten Weg, aber trotzdem fehlt vielleicht noch das letzte Quäntchen."

Man sei auf einem guten Weg, meinte auch Schwab. "Natürlich, daheim müssen wir auch einmal Hartberg und WAC wieder schlagen, wenn wir wirklich unter die Top drei reinwollen", betonte der Mittelfeldspieler. "Natürlich fehlt ein bisschen was. Aber die entscheidende Phase kommt sicher im Frühjahr. Für uns ist wichtig, dass wir uns da oben festsetzen, dass wir nichts mehr mit dem Kampf um das obere Play-off zu tun haben." (APA, red, 21.10.2019)