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Nick Tosches, aufgenommen 1997. Sein zur Tolle frisiertes Haupthaar ließ sich als ewiges Bekenntnis des Kettenrauchers zum Rock ’n’ Roll lesen.

Foto: Louis MONIER/Gamma-Rapho via Getty Images

Der Rolling Stone nannte sein Buch über Jerry Lee Lewis die beste Rock-’n’-Roll-Biografie aller Zeiten. Nun möchte man ins superlative Marktgeschrei nicht einstimmen, widersprechen aber auch nicht. 1982 erschien Nick Tosches Buch Hellfire – The Jerry Lee Lewis Story und wurde ein Besteller.

Der 1949 in Newark im US-Bundesstaat New Jersey geborene Autor, Journalist und Lebemann hatte eine Vorliebe für schwierige Charaktere. Nicht wenige Zeitgenossen sagten ihm nach, selbst ein solcher zu sein. Am Sonntag ist Nick Tosches gestorben.

Tosches war ein wacher Chronist der Popkultur und ihrer Anhängsel bis hinein ins Kriminal. Aus diesem Antrieb heraus schrieb er empathische und penibel recherchierte Biografien über Unsung Heroes of Rock ’n’ Roll, über den Schwergewichtsboxweltmeister Sonny Liston (The Devil and Sonny Liston), den jüdischen Mafioso Arnold Rothstein (King of the Jews) oder den olivenöligen Entertainergott Dean Martin. Mit dem 1992 erschienenen Dino: Living High in the Dirty Business of Dreams gelang ihm ein weiterer Bestseller.

Erster Bildungsweg Schlangenjäger

Tosches zeichnete seine Sujets gerne über vermeintliche Nebenschauplätze und beleuchtete sie dadurch umso besser. Neben den Biografien schrieb er mehrere Romane, in denen die eigene Biografie zu unbestimmten Teilen einfloss. Bevor er Journalist wurde, arbeitete Tosches unter anderem im Unterwäschegeschäft und als Schlangenjäger.

Sein zur Tolle frisiertes Haupthaar ließ sich als ewiges Bekenntnis des Kettenrauchers zum Rock ’n’ Roll lesen. Immer wenn er in einer Krise sei, sagte er einmal, lege er eine Platte von Hank Williams oder Jerry Lee Lewis auf. Sein Problem sei dann zwar nicht weg, aber er wisse, dass es ihn am Arsch lecken könne. Drei Tage vor seinem 70. Geburtstag ist Nicholas P. Tosches in New York gestorben. (Karl Fluch, 21.10.2019)