Bei seinem Fluchtversuch aus der Ukraine wurde Ex-Judoka Seisenbacher mit dem Pass eines österreichischen Judo-Funktionärs aufgegriffen, der hauptberuflich Detektiv ist.

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Wien – Nach dem gescheiterten Fluchtversuch aus der Ukraine des unter Missbrauchsverdacht stehenden Ex-Judoka Peter Seisenbacher ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien wegen Begünstigung. Das bestätigte Behördensprecher Thomas Vecsey gegenüber der APA. Im Fokus der Strafverfolgungsbehörde steht ein heimischer Judo-Funktionär, der sich, so die Verdachtslage, als Fluchthelfer für Seisenbacher betätigt haben könnte.

Seisenbacher hatte sich vor rund drei Jahren in die Ukraine abgesetzt, um sich seinem für Mitte Dezember 2017 im Wiener Landesgericht angesetzten Prozess wegen Kindesmissbrauchs und Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses zu entziehen. Dem zweifachen Olympiasieger wird vorgeworfen, nach seiner aktiven Karriere in einem Wiener Judoverein zwischen 1997 und 2004 drei im Tatzeitraum jeweils unmündige Mädchen missbraucht beziehungsweise dies versucht zu haben.

Pass war auf heimischen Judo-Funktionär ausgestellt

Als Seisenbacher befürchten musste, von Kiew an die Wiener Justiz ausgeliefert zu werden, weil die Ukraine im heurigen Frühjahr ein Zusatzprotokoll des Europäischen Auslieferungsübereinkommens unterzeichnet hatte, versuchte er mit einem gefälschten Pass die polnisch-ukrainische Grenze zu überqueren. Dabei wurde er festgenommen. Mittlerweile wurde er nach Wien überstellt. In der Justizanstalt Wien-Josefstadt wartet Seisenbacher auf seine Hauptverhandlung, die noch heuer stattfinden dürfte.

Der Pass, den Seisenbacher bei der Festnahme bei sich hatte, war auf einen heimischen Judo-Funktionär ausgestellt. Seisenbachers eigener Pass war von der Republik Österreich für ungültig erklärt worden. Wie der Ex-Judoka in den Besitz des fremden Passes gelangt war, ist nach wie vor unklar. Fest steht, dass der Judo-Funktionär von der Staatsanwaltschaft bereits als Beschuldigter vernommen wurde. Der Mann hatte Ende September gegenüber der APA behauptet, er habe das Fehlen seines Passes erst nach einem vorangegangenen Telefonat mit der APA bemerkt. Daraufhin habe er eine Polizeiinspektion aufgesucht.

Länderübergreifend tätiger Berufsdetektiv

Der als Fluchthelfer Verdächtige – für ihn gilt die Unschuldsvermutung – ist hauptberuflich Detektiv und auf Betriebsspionage und Lebensmittelpunktfeststellungen spezialisiert. Er ist länderübergreifend tätig. Insofern erscheint es hinterfragenswert, dass er seiner Darstellung zufolge das Abhandenkommen seines Passes zumindest mehrere Wochen nicht bemerkt haben will. Ein direkter Bezug zwischen Seisenbacher und dem Berufsdetektiv ließ sich nicht eruieren. (APA, 21.10.2019)