Der Betriebsrat des Arbeitsmarktservice (AMS; im Bild dessen Chef Johannes Kopf) ruft nach mehr Mitarbeitern.

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Wien – Das Jahr 2020 wird für Mitarbeiter und Kunden des Arbeitsmarktservice (AMS) zahlreiche Neuerungen bringen. So soll ab Mitte des kommenden Jahres der umstrittene Algorithmus, der die Chancen von Jobsuchenden bewertet, im Regelbetrieb eingesetzt werden. Hinzu kommen neue Betreuungsformate für Langzeitarbeitslose, die immer stärker zum Einsatz kommen. Das Ganze geschieht bei einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, sofern die Forschungsinstitute Wifo und IHS mit ihrer Prognose richtig liegen.

Vor diesem Hintergrund ist eine Personaldebatte beim AMS neu entbrannt. Der Vorsitzende des Zentralbetriebsrats, Heinz Rammel, fordert das Ende eines laufenden Personaleinsparungspakets. Insgesamt geht es um 200 Planstellen, die Schritt für Schritt bis Ende 2020 auf natürlichem Wege, also vor allem über Pensionierungen, abgebaut werden sollen.

Sofort handeln

In einem Brief, den Rammel an die Mitglieder des AMS-Verwaltungsrates geschickt hat, dem neben Arbeitgebern und Arbeitnehmern auch das Sozial- und Finanzministerium angehören, fordert der Betriebsrat einen "sofortigen Stopp der Personalreduzierung". Die Grundausbildung für neue Kollegen dauere mindestens ein Jahr. Sollte das AMS also reagieren wollen und angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit mehr Berater einsetzen, müsse "jetzt sofort" gehandelt werden.

Der Personalabbau beruht auf einer Absprache: 2015 herrschte Rekordarbeitslosigkeit, und das AMS erhielt 400 zusätzliche Planstellen, um das zu bewältigen. Die rot-schwarze Regierung vereinbarte damals mit der AMS-Führung, 200 Posten wieder zu streichen, sollte die Arbeitslosigkeit sinken, was bereits geschehen ist.

Panne beim Algorithmus

Die Debatte um Ressourcen findet vor dem Hintergrund anhaltender IT-Probleme statt. Rammel beklagt, dass es Anfang Oktober für AMS-Betreuer drei Tage "nahezu unmöglich" gewesen sei, mit der EDV arbeiten zu können. Elektronische Kundendaten habe man nicht öffnen können, oder aber die Wartezeit sei so lang gewesen, dass es unmöglich war, Einträge zu bearbeiten. Zuerst berichtet hat der "Kurier" über diese Vorfälle. Das AMS hat länger Probleme mit dem alten IT-Anbieter IBM. Nach einer Reihe von Pannen hat man sich entschlossen, IBM ab März 2019 durch das Bundesrechenzentrum zu ersetzen. Der ganze Prozess soll zwei Jahre dauern. "Meine Befürchtung ist, dass die IT-Probleme in den nächsten zwei Jahren bleiben werden, weil sich ein Anbieter nicht mehr zuständig fühlt und der andere noch nicht", so Rammel.

Eine Panne hat es auch beim Algorithmus gegeben: Ebenfalls im Oktober sind falsche Parameter bei einem Update eingespielt worden. Bei 30.000 Arbeitssuchenden kam es daher zu einem Fehler bei der Berechnung der Jobchancen. Die Sache sei rasch entdeckt und behoben worden, heißt es beim AMS. Um solche Fehler künftig zu vermeiden, werde der Algorithmus aktuell getestet. (szi, 22.10.2019)