Dunkle Wolken über dem Vatikan: Mehr als sechs Jahre nach seiner Wahl zum Papst ist Franziskus mit dem schwierigsten Kampf seines Pontifikats konfrontiert.

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Vatikanstadt – Der Papst läuft gegen die Uhr, um den Vatikan vor dem Bankrott zu retten, der in vier Jahren erfolgen könnte, behauptet der Investigativjournalist Gianluigi Nuzzi in seinem am Montag erschienenen Buch "Giudizio Universale" (Das jüngste Gericht). Das dementierte der Vatikan am Dienstag. "Es ist falsch zu behaupten, dass der Vatikan bankrottgefährdet ist", sagte Kardinal Óscar Rodríguez Maradiaga, Mitglied des Beraterkreises des Papstes für die Kurienreform zur römischen Tageszeitung "La Repubblica".

Zwar seien die Spenden zurückgegangen, der Kleinstaat habe jedoch auch andere wichtige Einnahmequellen, etwa Eintrittskarten für die Vatikanischen Museen, erklärte der 76-jährige Purpurträger. Er ortete eine Strategie, um den Vatikan zu diskreditieren. Der Papst sei unter Beschuss. Man stelle eine Kirche dar, die vor dem Bankrott stehe und in der die Mehrheit der Priester pädophil sei. Franziskus sitze aber weiterhin fest im Sattel. "Es geht ihm gut, und er hat keinerlei Rücktrittsabsichten. Das Volk steht hinter ihm, während die Personen, die gegen ihn sind, den Pharisäern gleichen", so Maradiaga, der damit die Kritiker nach einer christlichen Tradition umgangssprachlich als Heuchler bezeichnet.

Nuzzi: "Nicht gegen die Kirche"

"Seit zehn Jahren beschäftige ich mich mit den Geheimnissen des Vatikan, das ist mein fünftes Buch. Ich bin nicht gegen die Kirche eingestellt. Im Gegenteil, ich unterstütze jene ehrlichen Vatikanmitarbeiter, die angesichts dubioser Verhältnisse leiden und dagegen etwas tun wollen. Sie sind meine Quellen", sagte der 50-jährige Nuzzi bei der Buchpräsentation am Montagabend in Rom.

Ausführlich und bestens dokumentiert berichtet der Mailänder Enthüllungsjournalist, der durch den Vatileaks-Skandal bekannt geworden ist, über eine parallele Buchhaltung bei der Päpstlichen Güterverwaltung (APSA), dank der einige Kardinäle über den Zugang zu Konten mit über zwei Millionen Euro verfügen würden. Auch zunehmende Personalkosten belasten die Vatikankassen, während in den Pensions- und Gesundheitsfonds für die Mitarbeiter Löcher klaffen.

Der Leiter der APSA, Bischof Nunzio Galantino, bestritt am Dienstag in einem Interview mit der katholischen Tageszeitung "L'Avvenire" ebenso die Berichte über die schiefe Finanzlage im Vatikan. Es bestehe lediglich die Notwendigkeit, wirtschaftlicher zu arbeiten. (red. APA, 22.10.2019)