Alter Schwede! Wer hätte gedacht, dass das Verhältnis zwischen SPÖ und ÖVP einmal amikaler wirken könnte als die Beziehungen der Sozialdemokraten untereinander. Da empfindet vielleicht auch Sebastian Kurz nebst Freude ein bisschen Mitleid: Die Genossen pendeln ja energisch zwischen Ärger und Entsetzen über ihresgleichen. Ein Anonymus hat das Gerücht vom angeblich üppigen SPÖ-Vertrag mit dem Genossen Max Lercher verbreitet. Das traurige Unterhaltungsprogramm, das seit der Wahl anhält, wird neu befeuert. Es könnte Netflix zur Entwicklung einer Politsatire animieren.

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Chefin Pamela Rendi-Wagner rückt nicht im Sinne der Befriedung aus, die ZiB 2-Lücke füllt ein steirischer Wahlkämpfer. SPÖ-Chef Michael Schickhofer muss allerdings enttäuschen. Auch er habe "keinen Spitzeldienst in Wien" und null Ahnung, wer das Vertragsgerücht aus der Partei trug.

Immerhin beschenkt er mit Ratschlägen: Es möge die Bundespartei den "offenen und sauberen" Weg der steirischen SPÖ gehen, über den am 24. 11. an der Wahlurne gerichtet wird. Auch solle man "hart arbeiten, für jene, die hart arbeiten". Verbal klingt der Satz parteiintern schon sehr harmonisch und friedensstiftend. Schließlich erinnert der Sager stilistisch an Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch, der "Bewegung in die Bewegung" bringen will.

Dass Schickhofer eine gewisse Reserviertheit gegenüber der aktuellen Chefin zu empfinden scheint, trübt allerdings die Hoffnung, dass die SPÖ-TV-Serie "Hauen und Stechen" schon zu Ende ist. Alter Schwede! (Ljubiša Tošić, 22.10.2019)