Die Freude der Touristiker in der Stadt Salzburg ist verständlich: Wer vom "Lonely Planet" zum weltweit besten Städtereiseziel gekürt wird, hat den Werbejackpot geknackt. Dass sich auch Lokalpolitiker wie Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) im Licht der Auszeichnung sonnen, gehört zum unvermeidbaren Politritual. In der Sache hat die Salzburger Lokalpolitik zum Erfolg der Fremdenverkehrsmaschine wenig beigetragen. Bestenfalls ist sie in den vergangenen Jahrzehnten den Touristikern nicht zu sehr im Weg gestanden.

Touristenansturm in der Getreidegasse in Salzburg.
Foto: APA/BARBARA GINDL

Bisher waren das Nichthandeln der Stadtregierung und das Fehlen eines Tourismuskonzeptes irgendwie vertretbar. Inzwischen wird das konsequente Ignorieren der Auswirkungen des Massentourismus aber zur Gefahr für die Tourismuswirtschaft selbst. Ab einem gewissen Schwellenwert, das ist deutlich sichtbar, sinkt die Akzeptanz der Locals und schlägt sogar in offene Aggression um. In Salzburg wie in Venedig, Barcelona, Rovinj oder Dubrovnik werden aus "Gästen" immer öfter "Fremde".

Aber nicht nur die Bereisten leiden. Durch die ungeheuren Mengen an Tagestouristen sinkt auch für die Reisenden die Erlebnisqualität. Man muss sich nur die Zustände an den Salzburger Reisebusterminals mitten in der Innenstadt ansehen. Wenn es statt eines Lonely Planet nur noch eine Overcrowded City gibt, wird auch irgendwann das zahlungskräftigere Publikum abwandern. (Thomas Neuhold, 22.10.2019)