Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Wildtyp des Polio-Virus wurde vor vier Jahren in Europa detektiert – je höher die Durchimpfungsraten, umso geringer die Gefahr einer Ansteckung.

Foto: Reuters

Die WHO als oberste globale Gesundheitsbehörde hat eine Reihe von Aufgaben. Eine davon ist die Überwachung von Krankheiten rund um den Globus. Man registriert Aktivitäten, um dann Maßnahmen dagegen treffen zu können.

Eine der großen Erfolgsgeschichten ist die Eindämmung von Kinderlähmung, einer Erkrankung, die durch das Polio-Viren ausgelöst wird. Der durch Schmierinfektion übertragene Krankheitserreger befällt die für die Bewegung zuständigen Nerven und schädigt sie nachhaltig, was sich in Form von Behinderungen an den Extremitäten sichtbar macht. Eine Polioinfektion kann aber auch tödlich verlaufen, wenn die Atemmuskulatur betroffen ist.

Kursiert weiter

Durch eine Impfung konnte die Erkrankung, die es in Europa auch noch Mitte des 20. Jahrhunderts gegeben hat, massiv zurückgedrängt werden. Allein: Es gibt drei unterschiedliche Virenstämme. Am 24. Oktober, dem Welt-Polio-Tag, will die WHO das Polio-Virus vom Typ 3 offiziell als ausgerottet erklären. Anfang September 2015 meldete die WHO zwei Fälle von Polio bei Kindern im Südwesten der Ukraine und damit in Europa. Aktuell ist Kinderlähmung in Pakistan und Afghanistan eine Gefahr.

Dort wurden im vergangenen Jahr 33 Fälle von Ansteckung mit einem Wildvirus registriert. Gefahr besteht aber weiter, wenn nicht in allen Ländern hohe Impfraten erhalten bleiben, so die WHO. Dann besteht das Risiko, Polio-Viren wieder zu importieren.

Verschiedene Impfstoffe

Anders war es auf den Philippinen, wo im September der erste Fall seit Jahrzehnten auftauchte. Das Virus stammte aus einem Impfstoff mit abgeschwächten Viren, die sich wegen schlechter sanitärer Bedingungen verteilt haben dürften. Solche Fälle passieren auch vereinzelt in afrikanischen Ländern. Nur hohe Impfraten könnten solche Ansteckungen verhindern, hieß es.

In Deutschland werden nach Angaben des Robert Koch-Instituts andere, inaktivierte Impfstoffe genutzt, bei denen so ein Risiko nicht besteht. Geimpfte Menschen seien vor allen Polio-Viren geschützt.

Polio betrifft vor allem Kinder unter fünf Jahren und kann nach WHO-Angaben innerhalb von Stunden zur Lähmung führen. Einer von 200 Infizierten sei betroffen. Fünf bis zehn Prozent der Patienten sterben demnach, weil ihre Atemmuskeln betroffen sind.

Die WHO verfolgt seit 1988 das Ziel, Poliomyelitis auszurotten. Mit Typ 2 gelang das 1999, der letzte Typ-3-Fall tauchte 2012 in Nigeria auf. Die Infektionen gingen um mehr als 99 Prozent zurück. "18 Millionen Menschen können heute laufen, die sonst gelähmt wären", so die WHO. In Österreich wurden nach Angaben der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zuletzt im Jahr 1980 Wildviren detektiert. (red/APA, 24.10.2019)