Faunakorridor

Wie ein transnationaler afrikanischer Nationalpark Grenzkonflikte entschärfte.

Hinter dem Great Limpopo Transfrontier Park im Länderdreieck Südafrika, Mosambik und Simbabwe steckt eine spannende Gründungsgeschichte. Bekanntester Teil der 35.000 km2 großen Schutzzone (sie soll künftig auf 100.000 km2 ausgeweitet werden) ist zwar der Kruger-Nationalpark in Südafrika, doch die Initiative zu dem Projekt ging von Simbabwe aus. Der Staat legte durch die Schaffung dieses Touristenparks seine Grenzkonflikte mit den Nachbarn auf Eis. Ein Problem blieb im Nationalpark Limpopo, dem mosambikanischen Teil des Gebiets, aber vorerst bestehen: Während des Bürgerkriegs war praktisch die gesamte Tierwelt ausgerottet worden. Erst durch die Schaffung offener Korridore konnten wieder Leoparden, Giraffen, Elefanten, Zebras und Gnus nach Mosambik migrieren. Aktuell befindet sich die touristische Infrastruktur dort im Aufbau, die Fauna ist aber umso üppiger.

U. a. bietet der Veranstalter Abendsonne Afrika (www.abendsonneafrika.de) verschiedene Selbstfahrerreisen durch Mosambik an.

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Grüne Grenze

Wie eine imaginäre Trennlinie auf der irischen Insel wieder Thema wird.

Garrett Carr, ein irischer Autor, der in Nordirland lebt, ist sie vor kurzem abgewandert: die 500 Kilometer lange Noch-EU-Binnengrenze zwischen Irland und Nordirland. Sein Befund in dem danach entstandenen Buch The Rule of the Land. Walking Ireland's Border: Erstaunlich viele Teile der Grenze seien landschaftlich schön. Er kann etwa Cuilcagh Mountain empfehlen, einen langgezogenen Bergrücken, auf dessen Grat die Grenze verläuft. Der Berg ist von einem kargen Hochmoor umgeben, Carr bezeichnet die Gegend als Irlands letzte echte Wildnis. Der Großteil der noch imaginären Trennlinie zwischen den beiden Ländern ist im doppelten Sinn als Grüne Grenze zu bezeichnen. Saftige Felder auf beiden Seiten gehen oft ohne Zäune ineinander über, und die Schafe scheren sich beim Grenzübertritt nicht um die bevorstehende Behinderung durch den Brexit.

Tourism Ireland behandelt die Insel ganz bewusst als ungeteilte Einheit, Reiseinfos zu beiden Ländern gibt's unter: www.ireland.com

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Fallstudien

Wie man den Iguazú in Argentinien und Brasilien ohne Grenzstau erreicht.

Die Niagarafälle zwischen den USA und Kanada oder die Victoriafälle zwischen Simbabwe und Sambia sind bekannte Fallbeispiele für wässrige Landesgrenzen. Das Schauspiel, das der Fluss Iguazú an der Grenze zwischen dem brasilianischen Bundesstaat Paraná und der argentinischen Provinz Misiones veranstaltet, ist aber noch ein wenig eindrücklicher. Die 2700 Meter breiten Kaskaden des Iguazú gelten, gemessen an ihrer Ausdehnung, als größter Wasserfall der Welt. Da die meisten Fälle in Argentinien liegen, ist der bessere Panoramablick von brasilianischer Seite gegeben, überlaufen ist es auf beiden Seiten: Zwei Millionen Touristen übernachten jährlich im argentinischen Grenzort Puerto Iguazú, ähnlich viele Besucher hat Foz do Iguaçu am brasilianischen Ufer. Wer den Stau auf den Aussichtsplattformen umgehen will, sollte sich besser in einem Boot nähern – und auch den ruhigeren Unterlauf des Flusses besuchen.

Ein regionaler Anbieter für Öko-Touren am Iguazú ist z. B. Iguazu Jungle (www.iguazujungle.com) auf argentinischer Seite.

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Neue Invasion

Wie die bestens bewachte koreanische Grenze zur Touri-Attraktion wurde.

Eine 250 Kilometer lange und vier Kilometer breite Narbe prangt seit 1953 auf der koreanischen Halbinsel. Die entmilitarisierte Zone (DMZ) zwischen Nord- und Südkorea zählt zu den am stärksten bewachten Grenzen der Welt – und zieht dennoch viele Zaungäste an. 1,2 Millionen Reisende besuchten im Jahr 2018 die DMZ, die sich wegen der langen Isolation auch zum Naturparadies entwickelt hat. Was es dort zu sehen gibt außer gefährdeten Arten wie den Mandschurenkranich? Recht viele skurrile Orte mit noch skurrileren Attraktionen: Im Nuri-Friedenspark können etwa bis zu 25.000 Touristen gleichzeitig auf 3000 bunte Plastikwindrädchen starren. Der Dritte Invasionstunnel, durch den Nordkorea in Südkorea eindringen wollte, führt heute zu einem Souvenirshop. Und am Bahnhof Woljeong-ri enden rostige Schienen vor einem Schild mit der Aufschrift: "Das eiserne Pferd möchte rennen."

In Österreich existiert seit langem eine Repräsentanz des nordkoreanischen Tourismusbüros KITC, Info: www.nordkoreareise.at

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Tagesausflug

Wie eine Südseeinsel an der Datumsgrenze das Gestern aufgab.

Die Fidschi-Insel Taveuni fand zum letzten Mal größere Beachtung, als dort der Spielfilm Rückkehr zur blauen Lagune gedreht wurde. Für Grenzgänger interessant ist ihre Lage auf dem 180. Längengrad, besser bekannt als Datumsgrenze. Sie teilt die Insel in zwei Gebiete, in denen früher unterschiedliche Tage nebeneinander existierten. Für Besucher bedeutete das: Wer östlich der Linie stand, befand sich im Gestern. Wer westlich davon weilte, im Heute. Mittlerweile herrscht auf dem Eiland eine einheitliche Zeit, nur ein Schild erinnert an die Datumsdoppelgleisigkeit, die auch Umberto Eco zu seinem Roman Die Insel des vorigen Tages inspirierte. Allerdings fasziniert die Datumsgrenze in der Südsee bis heute Kreuzfahrt-Touristen. Wer die Linie in östlicher Richtung passiert, erlebt einen Tag doppelt. Ob man ihn von der Reederei geschenkt bekommt, ist je nach Höhe der Kosten für die Kreuzfahrt Interpretationssache.

U. a. haben Expeditionsschiffe der Reederei Hapag-Lloyd (www. hl-cruises.de) verschiedene Routen über die Datumsgrenze im Angebot.

(Sascha Aumüller, RONDO, 29.10.2019)

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