Wie beim Spritpreis weiß auch beim Strom niemand, wie hoch der Preis sein wird, wenn viel mehr E-Autos auf den Straßen unterwegs sind.

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Wien – Autokäufer stehen beim Kauf eines Elektrofahrzeugs vor dem gleichen Problem wie bei Verbrennungsmotoren: Die Produktinformationen und Angaben der Hersteller sind dürftig – sowohl die Kosten von Instandhaltung und Betrieb als auch die Gesamtökobilanz betreffend. Das geht aus einer Analyse hervor, die das Umweltbundesamt (UBA) im Auftrag der Arbeiterkammer erstellt hat.

"Über die Gesamtökobilanz inklusive Herstellung von Auto und Batterie erfährt der Käufer nichts", kritisiert die Leiterin der AK-Abteilung Umwelt und Verkehr, Sylvia Leodolter, und verweist auf höchst unterschiedliche Informationen der Autohersteller zu Ladekapazität der Batterien und Reichweite der Fahrzeuge. Die Kritik der Verbraucherschützer richtet sich nicht nur gegen die Hersteller, sondern insbesondere gegen die EU-Kommission, deren Richtlinie aus dem vorigen Jahrhundert stammt und keine genaueren Herstellerangaben normiert.

Große Unterschiede

Die Unterschiede in der Ökobilanz sind enorm, was nicht nur in der Fahrzeuggröße und den in den Kfz verbauten Materialien begründet ist (sie sind mehr oder weniger gleich), sondern auch im Fahrzeuggewicht. Größere und schwerere BEV (Battery Electric Vehicles) brauchen im Fahrbetrieb mehr Strom als kleine Stadtflitzer. Der vermehrte Einsatz von Aluminium in E-Autos macht diese zwar leichter (im Vergleich zu Stahl), für die Ökobilanz bringt das allerdings nicht den gewünschten Effekt. Denn die Aluherstellung ist energieintensiver.

Kommt der Strom aus fossilen Energiequellen, produziert das an sich emissionsfreie E-Auto – über den Lebenszyklus hinweg betrachtet – auch Treibhausgasemissionen. Extras wie Klimanlage, Sitz- und Standhaltung oder Unterhaltungselektronik verbrauchen zusätzlich Strom und reduzieren so die Reichweite. Als Faustregel gilt: Kleinere E-Fahrzeuge haben kleinere Batterien und damit eine kürzere Reichweite, aber eine bessere Ökobilanz.

Die Herstellung der Batterie wiederum ist abhängig von Effizienz und Auslastung der Akkufabrik sowie davon, ob Ökostrom verwendet wird und welche Materialien im Akkumulators verbaut sind.

Gesamtökobilanz nicht möglich

Die Beurteilung der Gesamtenergieeffizienz und der Kosten des Fahrbetriebs ist dem Verbraucher de facto gar nicht möglich. Das jedoch nicht, weil die Fahrzeughersteller keine Informationen herausrücken, sondern weil die Stromkosten variieren und für die Zukunft auch nicht vorhersagbar sind. Das gilt auch für die Treibhausgasemissionen aus der Stromproduktion, die vom Produktionsmix der Energieversorger abhängig sind.

Besserung ist nicht vor 2023 in Sicht. Bis dahin will die EU-Kommission eine einheitliche Berechnungsmethode für den EU-Binnenmarkt vorstellen.

Verglichen wurden für die Kurzstudie, die dem STANDARD vorliegt, die technischen Angaben sämtlicher in den Jahren 2018 und 2019 (1. Halbjahr) zugelassener Battery Electric Vehicles (BEV). (Luise Ungerboeck, 23.10.2019)