Wer Desktop-Linux einsetzt, ist – zumindest vorläufig – von Disney+ ausgesperrt.

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Am 12. November startet Disney in den ersten Ländern offiziell seinen Videostreaming-Service Disney+, mit dem der Hollywoodriese den Angeboten von Amazon und Netflix die Stirn bieten soll. Das Repertoire aus der eigenen Firmengeschichte und zahlreiche bekannte Marken wie Star Wars oder das reichhaltige Heldenuniversum von Marvel Comics hat man sicher nicht die schlechteste Ausgangsposition.

Definitiv eine schlechte Ausgangsposition haben allerdings User, die auf ihren PCs und Laptops ein Linux-Betriebssystem verwenden. Bei ihnen funktioniert der Dienst schlicht nicht. Ursache des Problems ist der strenge Kopierschutz von Disney+, schreibt der Entwickler Hans de Goede in einem Blogbeitrag.

Fehler 83

De Goede wohnt in den Niederlanden. Dort ist Disney+ bereits seit einiger Zeit testweise in Betrieb. Der zweifache Vater meldete sich für die kostenlose Probephase an. Als er versuchte, Inhalte aufzurufen, spuckte ihm der Firefox-Browser auf seinem Rechner mit Fedora-Linux lediglich den Fehlercode 83 aus. Auch unter Chrome zeigte sich das gleiche Bild. Er probierte es auf anderen Geräten, die ebenfalls mit Fedora laufen. Das Ergebnis blieb unverändert.

Schließlich nahm er Kontakt mit dem Support von Disney+ auf und erklärte dabei auch, dass er mit Netflix und Amazon Prime keine Probleme habe. Obwohl man ihm versprach, binnen eines Tages zu antworten, dauerte es schließlich eine Woche.

"Uns ist der Fehler 83 bekannt. Dieser tritt oft auf, wenn man Disney+ im Browser oder auf bestimmten Geräten nutzen will", hieß es in der Reaktion vom 23 .September. Man arbeite "hart daran", das Problem zu lösen, Betroffene sollten derweil Disney+ via App auf einem Smartphone oder Tablet nutzen.

Immer noch nicht gelöst

Auch einen Monat später sind Linux-User immer noch ausgesperrt. Mittlerweile ist aber klar, was hinter dem Fehlercode 83 steckt. Disney+ setzt das Kopierschutzsystem Widevine ein, das in drei Sicherheitsstufen konfiguriert werden kann. Der Dienst verwendet die höchste Einstellung, Desktop-Linuxsysteme unterstützen von Haus aus allerdings nur die niedrigste.

Das bedeutet auch, dass Disney+ nicht bloß unter Desktop-Linuxsystemen den Dienst verweigert. Auch auf einigen Smartphones, Chromebooks und anderen Geräten verhindert der Kopierschutz den Zugang. Wer kein kompatibles System hat, dem bleibt nur abzuwarten, bis Disney eine technische Lösung liefert.

Goede fordert Boykott

Netflix und Amazon nutzen Widevine in der "sanftesten" Konfiguration und waren zu Beginn von ähnlichen Problemen geplagt. Mittlerweile stellen sie ihre Inhalte für alle Geräte ohne Widevine trotzdem zur Verfügung. HD- und 4K-Auflösung stehen dort jedoch nicht zur Verfügung.

De Goede geht aufgrund der Entscheidung von Disney jedenfalls in Frontalopposition. "Wenn euch Linux in irgendeiner Form etwas bedeutet, dann abonniert Disney+ nicht. Schickt ihnen stattdessen eine Nachricht und lasst sie wissen, dass ihr sie so lange boykottiert, bis sie ihren Linux-Support hinkriegen." (gpi, 23.10.2019)