Der ehemalige "Spiegel"-Reporter Claas Relotius geht mithilfe seines Anwalts gegen das Buch "Tausend Zeilen Lüge" von "Spiegel"-Autor Juan Moreno vor.

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Hamburg – Neue Wendung im "Spiegel"-Fälschungsskandal: Der ehemalige "Spiegel"-Reporter Claas Relotius geht mithilfe seines Anwalts gegen das Buch "Tausend Zeilen Lüge" von Juan Moreno vor. Das berichtet die "Zeit" in einer Vorabmeldung. Moreno war seinem früheren Kollegen Relotius bei dessen Fälschungen von Artikeln auf die Schliche gekommen und hatte darüber in seinem 288-seitigen Buch mit dem Untertitel "Das System Relotius und der deutsche Journalismus" berichtet.

Nun wirft Relotius seinerseits Moreno vor, in seinem eigenen Buch ebenfalls Tatsachen verdreht oder unzulässig arrangiert zu haben. So listet Relotius' Anwalt, der Medienrechtler Christian Schertz, laut der "Zeit" insgesamt 22 Textstellen mit "erheblichen Unwahrheiten und Falschdarstellungen" auf und fordert von Moreno und dessen Verlag Rowohlt Berlin, diese nicht weiter zu behaupten oder zu verbreiten.

Keine hinreichenden Belege

Die "Zeit" ist ihrerseits den Anschuldigungen nachgegangen, denen zufolge Moreno in einigen Passagen des Buches tatsächlich Fehler unterlaufen seien. Moreno erzähle in der Schlusspointe seines Buches eine Szene, die nahelegt, dass Relotius auch nach seiner Entlarvung weiterhin gelogen habe. Für diese Szene gibt es laut der "Zeit" aber keine hinreichenden Belege. Moreno selbst widerspreche in einer Stellungnahme dem Verdacht, unsauber gearbeitet zu haben.

Sein Vorgehen gegen Morenos Buch begründet Relotius gegenüber der "Zeit" so: "Ich stelle mich allem, wofür ich verantwortlich bin, aber ich muss keine unwahren Interpretationen und Falschbehauptungen von Juan Moreno hinnehmen. Ohne mich persönlich zu kennen oder mit Menschen aus meinem näheren Umfeld gesprochen zu haben, konstruiert Moreno eine Figur." (red, 23.10.2019)