Ab dem kommenden Samstag ist es verboten, den Ayers Rock zu besteigen.

Foto: APA/AFP/@koki_mel_aus

Bevor es so weit ist, wollen zahlreiche Besucher ihre Chance nutzen.

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Sydney – Der Uluru, auch bekannt als Ayers Rock, ist ohne Frage eines der Wahrzeichen Australiens und ein äußerst beliebtes Touristenziel. Weil den australischen Ureinwohnern der 348 Meter hohe Monolith inmitten der Wüste im Landesinneren heilig ist, darf er ab Samstag allerdings nicht mehr bestiegen werden. Diese Aussicht sorgte vorab für einen enormen Andrang von Kletterern.

Letzteres rief bei den Aborigines wiederum Verständnislosigkeit und Verärgerung hervor. Der Uluru befindet sich auf Land, das dem Aborigine-Stamm der Anangu gehört. Für die Ureinwohner hat der Felsen eine große spirituelle und kulturelle Bedeutung. Bereits im November 2017 kündigte der Uluru-Kata-Tjuta-Nationalpark daher an, dass Touristen den roten Felsen ab Oktober 2019 nicht mehr besteigen dürfen. "Das ist ein sehr wichtiger Ort, kein Spielplatz oder Freizeitpark wie Disneyland", sagte Sammy Wilson von der Nationalparkleitung damals.

"Beschämend"

Umso größer war der Andrang der Kletterer seitdem – und auch in der letzten Woche vor dem Verbot. "Eine Masse von moralisch und ethisch korrupten Menschen", schrieb die Aborigine Laura McBride im Onlinedienst Twitter zu einem Foto von einer Schlange von Menschen, die den Uluru hinaufklettern. "Einer kletterte sogar mit einem Kleinkind hoch, um der nächsten Generation beizubringen, wie man ignorant ist."

Auch Madeline Hayman-Reber vom Aborigine-Sender National Indigenous Television reagierte erbost und nannte den Touristenansturm auf den Uluru "beschämend". "Stellt euch vor, dass jemand auf den Uluru klettert, bevor dieser geschlossen wird, nur damit er damit angeben kann, dass er die älteste noch lebendige Kultur der Welt geringschätzig behandelt", echauffierte sie sich auf Twitter.

Ansturm

Die australischen Behörden heben hervor, das Kletterverbot sei aus Respekt für die Kultur der australischen Ureinwohner verhängt worden, aber auch zum Schutz der Umwelt und zur Sicherheit der Besucher. Schließlich kamen bei dem Aufstieg auf den steilen Felsen bei zumeist sengender Hitze wiederholt Menschen ums Leben.

Nach Angaben der Verwaltung der australischen Nationalparks haben in den zwölf Monaten bis Juni 2019 mehr als 395.000 Menschen den Uluru besucht und damit rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr. 13 Prozent der Besucher absolvierten die Klettertour auf den Felsen.

Der Chef der australischen Tourismuszentrale, Stephen Schwer, sagte, in den vergangenen Wochen sei die Zahl der Uluru-Besucher noch einmal stark angestiegen – auch weil die letzten Tage der Uluru-Besteigung mit den australischen Schulferien zusammenfallen. Es habe sogar Probleme gegeben, die Besucher alle in der Umgebung unterzubringen. Angesichts der bevorstehenden Schließung hätten besonders viele Menschen auf den Uluru klettern wollen. "Es war mehr los als in einer normalen Urlaubssaison", schilderte Schwer.

Sozialer Frieden

Die australische Touristin Belinda Moore ist aus dem Bundesstaat Queensland zum Uluru gefahren, um den Felsen zu besteigen. "Das stand immer auf meiner Liste von Dingen, die ich noch tun wollte, und als ich hörte, dass er geschlossen wird, wussten wir: jetzt oder nie", sagte die 33-Jährige. Tatsächlich sei der Aufstieg ein wunderbares Erlebnis gewesen.

Respektlos gegenüber den Aborigines findet die Touristin ihre Klettertour nicht. "Es mag bei ihrem eigenen Volk so sein, weil es ihre heilige Stätte ist", sagte Moore. Sie selbst aber glaube ja nicht daran.

Nun wird es am Uluru bald ruhiger. Trotz des zu erwartenden Besucherrückgangs ab Samstag seien die örtlichen Tourismusanbieter "nicht besonders besorgt", sagt Tourismuszentrale-Chef Schwer. Abgesehen davon diene das Kletterverbot am Uluru dem sozialen Frieden.

"Die Menschen müssen sich daran erinnern, dass wir in Zentralaustralien eine sehr stark miteinander verbundene Gemeinschaft sind", betonte Schwer und fügte mit Blick auf die Gefühle der Aborigines hinzu: "Die Menschen, die das Kletterverbot fordern, sind unsere Freunde und Kollegen." (APA, AFP, 23.10.2019)