Isabel (Michelle Williams) muss nach der Hochzeit ihr Leben überdenken.

Foto: Filmladen

Wie viele Schuldgefühle kann eine Person ertragen, bevor sie daran zerbricht? Schuld zieht sich durch das Drama After The Wedding wie ein schwelendes Unheil: Isabel (Michelle Williams) arbeitet in einem Waisenhaus in Indien. Um es finanziell zu unterstützen, trifft sie sich widerwillig mit der Unternehmerin Theresa (Julianne Moore) in New York. Theresa lädt Isabel wiederum auf die Hochzeit ihrer Stieftochter Grace (Abby Quinn) ein. Dabei erkennt Isabel in der Braut ihre eigene Tochter, die sie nach der Geburt zur Adoption freigab. Mit ihrer Arbeit in Indien versucht sie ihr schlechtes Gewissen zu kompensieren.

Trotz der starken Besetzung gelingt es dem US-Remake von Susanne Biers Nach der Hochzeit nicht, diese Schicksalsschläge so überzeugend wie sein europäischer Vorgänger darzustellen. Die Dänin ging im Original noch stärker auf ruhigere, zwischenmenschliche Momente ein. Der Fokus lag in Biers Version speziell auf der Charakterzeichnung, die die Eskalation zwischen den Figuren nahbarer machte.

Ein Remake ohne Kanten

Sony Pictures Classics

Das Remake von US-Regisseur Bart Freundlich hat viele Höhepunkte, deren Hinführungen zu gehetzt und abrupt sind. Der Konflikt zwischen der erfolgreichen Theresa und der Aussteigerin Isabel ist zwar aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebenswege verständlich. Doch verblassen solche hervorgehobenen Momente in visuellen Abschweifungen.

Die ästhetisch schön komponierten Bilder, auf die sich Freundlich konzentriert, können nicht kaschieren, dass er sich hauptsächlich auf das Spiel seiner Hauptdarstellerinnen verließ. Tatsächlich ist es auch das Verdienst der beiden Stars, dass der Film nicht in absoluten Kitsch abdriftet und zuweilen sehenswert ist. (Huy Van Jonny Diep, 23.10.2019)