Google liefert für seine eigene Pixel-Reihe schon bisher umgehend Updates, nun werden aber auch andere Hersteller langsam besser bei der Auslieferung neuer Versionen.

Foto: Proschofsky / STANDARD

Ein Kritikpunkt begleitet Android seit seinen Frühjahren: Die Update-Versorgung lässt bei vielen Herstellern gehörig zu wünschen übrig. Die Konsequenz: Bis eine neue Android-Generation die am meisten verbreitete ist, vergehen im Schnitt eineinhalb Jahre. Was Google an strukturellen Verbesserungen – etwa in den Bereichen Privacy oder Security – vornimmt, kommt bei den Nutzern erst viel später an, für App-Entwickler ist wiederum der Anreiz neue Plattform-Features rasch zu unterstützen, enden wollend. In den vergangenen Jahren hat Google aber einige Anstrengungen unternommen, um die Update-Erstellung zu erleichtern. Und diese scheinen nun endlich Wirkung zu zeigen.

Zahlen

Android 9 hat sich mehr als doppelt so schnell verbreitet wie sein Vorgänger, verkündet Google in einem aktuellen Blogeintrag. Zum Vergleich hat man dabei jeweils die Woche vor der Freigabe der jeweiligen Nachfolgergeneration herangezogen. Während Android 8 "Oreo" Ende Juli 2018 erst auf 8,9 Prozent aller Android-Geräte zu finden war, sei dieser Wert Ende August 2019 für Andoid 9 "Pie" bereits bei 22,6 Prozent gelegen.

Hier würden sich erstmals die Auswirkungen jenes "Project Treble" zeigen, dass mit Android 8 eingeführt wurde, betont Google. In dessen Rahmen wurde das Betriebssystem grundlegend umgebaut, um eine saubere Trennung zwischen Kernel und – meist proprietären – Treibern auf der einen Seite und dem eigentlichen Android-System auf der anderen Seite hergestellt. Dadurch können diese nun unabhängig voneinander entwickelt werden, was die Update-Erstellung massiv erleichtert.

Eine Grafik zeigt die Fortschritte bei der Verbreitung von Android 9 im Vergleich zu den Vorgängergenerationen.
Grafik: Google

Dass sich die Auswirkungen von Project Treble erst jetzt so deutlich zeigen, kommt dabei ebenfalls nicht ganz überraschend. Aufgrund des großen Umbaus ist Treble erst für jene Gerät verpflichtend, die bereits mit Android 8 ausgeliefert werden. Zudem wurde es damit erst beim Update auf Android 9 zum ersten Mal wirklich schlagend. Neben Treble hat man aber auch noch die Kooperation mit zentralen Partnern intensiviert, sie etwa direkt in das Beta-Programm für neue Versionen eingebunden.

Ausblick

Google geht davon aus, dass sich der Trend bei Android 10 noch deutlich verstärken wird. Im Rahmen der Keynote zum am Mittwoch gestarteten Android Dev Summit prognostizierte Android-Entwicklungschef Dave Burke, dass sich Android 10 bereits fünf- bis sechsmal so schnell verbreiten wird wie Android 8. Dazu werde auch beitragen, dass viele große Hersteller noch vor Ende des Jahres erste Updates auf die neueste Softwaregenerationen veröffentlichen werden, wie Google betont. Konkret nennt das Unternehmen hier ASUS, LG, Motorola, OPPO, Realme, Samsung, Sharp, Sony, Transsion, und Vivo. Andere Firmen wie OnePlus, Nokia und Essential sind bereits einen Schritt weiter, und haben bereits Update für einzelne Modelle geliefert.

Besonders streicht man hierbei den Fortschritt bei Samsung heraus, immerhin der weltgrößte Smartphone-Hersteller. Dieser hätte bereits Mitte Oktober die erste Beta für Android 10 für das Galaxy S10 veröffentlicht. Zum Vergleich: Im Vorjahr erfolgte dieser Schritt erst Mitte November – dies obwohl Android 9 ein Monat früher im Jahr veröffentlicht wurde.

Mainline

Damit will sich Google aber noch nicht zufriedengeben. Für die nähere Zukunft steht der kontinuierliche Ausbau des "Project Mainline" an. Durch dieses übernimmt Google bei neuen Geräten mit Android 10 einen Teil der Updates selbst – und zwar für sämtliche Android-Geräte, egal von welchem Hersteller. Derzeit sind von Mailine nur wenige ausgewählte Komponenten wie das Media Framework und die zugehörigen Codecs betroffen, nach und nach sollen hier aber immer mehr Android-Bestandteile standardisiert werden.

Alles relativ

Im Vergleich mit Apples iOS ist all dies natürlich noch immer eine sehr langsame Verbreitung. So zeigen aktuelle Zahlen, dass das aktuelle iOS 13 bereits einen Monat nach seiner Veröffentlichung auf mehr als 50 Prozent aller Geräte ist. Android 9 hatte es hingegen selbst nach einem Jahr auf wenig als ein Viertel aller Devices geschafft. Gleichzeitig muss natürlich betont werden, dass die Android-Welt eine ungleich größere Zahl an unterschiedlichen Geräten und Herstellern aufweist, ein Gleichstand wird sich hier also wohl nie erzeugen lassen. (Andreas Proschofsky, 23.10.2019)