"The Outer Worlds"
"The Outer Worlds"
"The Outer Worlds"
"The Outer Worlds"
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"The Outer Worlds"

Wenn Fortsetzungen den Geist erfolgreicher Spielereihen mit Füßen treten, gehen die Emotionen hoch. Verrat an den Vorgängern, an der Kultserie insgesamt und an den Fans – der empörte Aufschrei ist schon fast fixer Teil des Fallout-Fantums: 2008, als mit Fallout 3 die Serie den Sprung von der isometrischen Ansicht zu 3D wagte, 2015, als man bei Fallout 4 die Verflachung des Dialogsystems beklagte und 2108 – nun, über Fallout 76 verliert man am besten kein Wort mehr.

Das US-Studio Obsidian Entertainment, Industrie-Urgestein und als Entwickler des F3-Ablegers Fallout New Vegas bei der Fangemeinde in höchstem Ansehen, hat mit der Bethesda-Franchise zwar nichts mehr zu tun, deren Fans lockt man aber umso heftiger an: Seit Ankündigung des SF-Rollenspiels The Outer Worlds richtet man sich mehr oder weniger subtil an all jene, die die gute, alte Zeit schmerzlich vermissen. Die kurze Frohbotschaft zum Anfang: Wer sehnlichst auf ein weiteres Spiel wie Fallout New Vegas gewartet hat, bekommt mit The Outer Worlds haargenau das.

Das Setting macht hier noch den größten Unterschied: Statt retrofuturistischer atomarer Postapokalypse bekommt man in The Outer Worlds retrofuturistische Weltraumkolonie-Science-Fiction. Als nach 70 Jahren Kryoschlaf frisch aufgetauter Astronaut eines "verlorenen" Kolonieschiffs sucht man im Wilden Westen eines fremden Planetensystems sein Glück. Der Ausbeuterkapitalismus, der hier alles beherrscht, ist satirisches Hauptthema eines sehr klassischen Rollenspiels aus der Ichperspektive: Zwischen unterschiedlichen Fraktionen, zahllosen Monstern und Banditen und mal mehr, mal weniger schwierigen moralischen Entscheidungen verbringt man seine Zeit in der verhältnismäßig kompakten Spielwelt mit (Feuer-)Gefechten, Charakteroptimierung und vielen, vielen Dialogen, in denen des Öfteren für die eine oder andere Seite Partei ergriffen wird. Sechs verschiedene Begleiter leisten bei der Erforschung der knallbunten, aber etwas leeren Spielewelt irgendwo zwischen Borderlands, Mass Effect und natürlich Fallout Gesellschaft.

Xbox

Was ist gelungen?

Ein "klassisches" Rollenspiel ohne Multiplayerzwang, Loot- und Grindspiralen und sonstigen modernen Ballast – allein diese Beschreibung wird vielen schon Grund genug sein, The Outer Worlds zu lieben. Wer Obsidian schätzt, wird hier absolut punktgenau abgeholt: Komplexe Handlungsstränge und Figuren, liebevoll detaillierte Spielewelt und gewohnt schräger Humor lassen von der ersten Minute an ein Gefühl von Rückkehr aufkommen. Wer sich Welt und Handlung mit der nötigen Hingabe nähert, findet hier sogar Gelegenheit, seinen eigenen Moralkompass zu überprüfen.

Was ist weniger gelungen?

Originalität braucht man hier nirgends zu erwarten: The Outer Worlds hätte exakt so auch vor zehn Jahren erschienen können. Was für viele Grund zum Jubeln ist, lässt weniger Traditionsbewusste dafür kalt – zumal auch die Präsentation, in Sachen Grafik als auch Lebendigkeit und Abwechslungsreichtum der Spielwelt, in ihren budgetbedingten Beschränkungen mit "nostalgisch" wohlwollend umschrieben ist.

Fazit

Erwartungshaltung ist alles: Wer sich von Obsidian Entertainment ein weiteres solides, umfangreiches und ein das "wahre" Erbe des großen Fallout New Vegas antretendes Rollenspiel erwartet hat, das die glorreiche Games-Vergangenheit ein weiteres Mal aufleben lässt, wird nicht enttäuscht, sondern begeistert sein: Genau das leistet The Outer Worlds.

Mehr aber auch nicht. Für darüber hinausreichende Relevanz für Gegenwart und Zukunft des Genres fehlt es diesem Nostalgietrip an jedem Fünkchen Originalität. Dank gewohnt gut geschriebener Handlung und Figuren, bekannt großer Handlungsfreiheit und bewährtem Gameplay ist The Outer Worlds ein nostalgisch gutes Déjà-vu ohne Überraschungen. (Rainer Sigl, 26.10.2019)