"Nach dem Klo und vor dem Essen ...": Dieser Merkspruch hat nichts an seiner Aktualität eingebüßt.

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Händewaschen rettet Menschenleben – das ist spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt. Damals wies der österreichisch-ungarische Mediziner Ignaz Semmelweis, zunächst noch unter Spott und Hohn so mancher Kollegen, nach, dass das häufige Auftreten von Kindbettfieber mit mangelnder Handhygiene der Ärzte zu tun hatte. Seine Entdeckung revolutionierte die Medizin.

Abseits der medizinischen Berufe lässt die Händewasch-Routine aber bis heute oft zu wünschen übrig, wie wissenschaftliche Untersuchungen regelmäßig zeigen. Bei vielen alltäglichen Infektionen, seien es Erkältungen oder Magen-Darm-Entzündungen, spielen die Hände als Mikrobenträger häufig eine unheilvolle Rolle. Die britische Olympia-Mannschaft soll aus diesem Grund vor den Sommerspielen in Tokio 2020 sogar einen speziellen Händewaschkurs absolvieren, wie kürzlich bekannt wurde. Das soll die Gefahr verringern, dass die Sportler beeinträchtigt in den Wettkampf gehen. Auch wenn das etwas lächerlich klingen mag: Die Maßnahme ist durchaus sinnvoll, wie eine aktuelle Studie im Fachblatt "The Lancet Infectious Diseases" einmal mehr unter Beweis stellt.

Harmlose Darmbewohner und gefährliche Erreger

Ein Team um David M. Livermore von der University of East Anglia kommt in einer umfangreichen Untersuchung zum Schluss, dass ungewaschene Hände ein größeres Risiko für multiresistente Infektionen mit Kolibakterien darstellen als verunreinigte Lebensmittel. Konkret untersuchten die Forscher, wie Infektionen mit resistenten Stämmen des Bakteriums Escherichia coli übertragen werden.

E. coli ist ein Bewohner der menschlichen und tierischen Därme und in wichtige Prozesse involviert. Allerdings gibt es auch viele pathogene Stämme, die zu den häufigsten Verursachern von Infektionskrankheiten beim Menschen zählen. Dass die Bakterien in den vergangenen 20 Jahren eine zunehmende Resistenz gegen Antibiotika aufgebaut haben, macht sie vor allem für geschwächte Patienten mitunter sehr gefährlich. Ob die resistenten Keime, die zu Infektionen des Bluts führen, eher über Lebensmittel aufgenommen oder von Mensch zu Mensch weitergegeben werden, war bisher aber unklar.

Infektion von Mensch zu Mensch

Um diese Frage zu beantworten, entschlüsselten Livermore und Kollegen das Erbgut resistenter Kolibakterienstämme aus unterschiedlichen Quellen, darunter infiziertes menschliches Blut, Fäkalien von Mensch und Tier, Fleisch, Obst und Salat. Wie sich zeigte, gab es bei den genetischen Markern der Bakterien aus menschlichen Fäkalien und denen aus menschlichem Blut weitaus mehr Übereinstimmungen als bei den Keimen aus der Tierhaltung und aus Lebensmitteln. Das spricht den Forschern zufolge eher für eine Infektion von Mensch zu Mensch als für eine Verbreitung über Lebensmittel.

Auch wenn weitere Studien nötig seien, um das Ergebnis zu erhärten, steht ein wesentlicher Faktor für Livermore fest – unzureichendes Händewaschen: "Wir müssen natürlich weiterhin Fleisch ausreichend durchgaren, es gibt noch viele andere Bakterien, die Lebensmittelvergiftungen auslösen. Aber im Fall von multiresistenten Kolibakterien ist es wichtiger, sich nach dem Toilettengang ordentlich die Hände zu waschen." (dare, 26.10.2019)