In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird die Zeit um drei Uhr um eine Stunde zurückgestellt. Es herrscht wieder Normalzeit.

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Am Sonntag endet die Sommerzeit. Die Zeiger werden um eine Stunde zurückgestellt – von drei Uhr auf zwei Uhr. Wir gewinnen also eine Stunde Schlaf. Das Hin und Her zwischen Sommer- und Winterzeit dürfte aber bald Geschichte sein. Die Abschaffung der Zeitumstellung wurde von der EU bereits in die Wege geleitet. Einzelne Mitgliedsstaaten haben Bedenken angemeldet, wodurch es zu weiteren Verzögerungen kommen könnte. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Stand der Dinge:

Frage: Die EU-Kommission hatte die Abschaffung der Zeitumstellung ab 2019 vorgeschlagen. Warum drehen wir am Sonntag wieder an der Uhr?

Antwort: Im Sommer 2018 ließ die EU über die Zeitumstellung abstimmen. 84 Prozent sprachen sich gegen das jetzige System mit Sommer- und Winterzeit aus. Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, ab 2019 den Wechsel abzuschaffen. Die Staaten sollten selbst entscheiden können, ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit haben wollten. Weil Detail fragen ungeklärt sind, stimmte das EU-Parlament für eine Abschaffung erst nach 2021.

Frage: Welche Schritte müssen noch gesetzt werden?

Antwort: Die Mitgliedsstaaten müssen der Abschaffung noch mehrheitlich zustimmen. Die Beratungen im Rat der EU-Staaten sind am Laufen. Finnland hat derzeit den Ratsvorsitz inne. Vor allem hätten die Staaten ihre Bedenken zum Ausdruck gebracht, dass es dem Kommissionsvorschlag an einer Folgenabschätzung fehlt, sagte Erik Asplund, Zuständiger bei der Ständigen Vertretung Finnlands in Brüssel.

Frage: Folgenabschätzung? Welche negativen Folgen kann eine Vereinheitlichung haben?

Antwort: Der zentrale Punkt in der Debatte ist die Frage danach, welche Zeit die EU-Mitgliedsstaaten nach der letzten Umstellung behalten: Sommer- oder Winterzeit? Das soll jedes Land individuell entscheiden dürfen. Die Gefahr ist ein Fleckerlteppich: Mehrere Branchen in der EU sorgen sich um ein Zersplittern der Zeitzonen. Denn für die Wirtschaft ist eine einheitliche Zeitzone wünschenswert, zumindest in Mitteleuropa. Andernfalls würden zwischenstaatliche Zeitunterschiede den Handelsverkehr beeinträchtigen.

Frage: Wie kam es überhaupt zu den Überlegungen, die Zeitumstellung abzuschaffen?

Antwort: Die Zeitumstellung bringt für viele Menschen gesundheitliche Probleme mit sich. Während der Sommerzeit geht man meist später ins Bett, steht aber aufgrund der Sonne zur gleichen Zeit auf, verliert dadurch im Schnitt eine Stunde Schlaf. Einst wurde die Sommerzeit eingeführt, um Energie zu sparen. Doch Studien zufolge ging dieser Plan nie auf. Einige Experten beobachten sogar einen höheren Ener gieverbrauch, weil im Sommer Klimaanlagen länger eingeschaltet sind.

Frage: Wer hat an der Abstimmung teilgenommen?

Antwort: Beim Online-Voting im Sommer 2018 gingen 4,6 Millionen Antworten ein, davon allein drei Millionen aus Deutschland. Auch in Österreich war die Beteiligung überdurchschnittlich hoch. Nur Griechenland und Zypern hatten sich mehrheitlich für eine Beibehaltung ausgesprochen.

Am Online-Voting nahmen 2018 nur 0,9 Prozent der EU-Gesamtbevölkerung teil.

Frage: Welche Präferenzen hat Österreich geäußert?

Antwort: Der ehemalige Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) präferierte eine ganzjährige Sommerzeit. Österreich orientiert sich an Deutschland, man möchte sich zeitlich nicht vom wichtigsten Handelspartner entfernen.

Frage: Kann es sein, dass es zu keiner Einigung kommt?

Antwort: Das ist derzeit noch nicht mit aller Sicherheit zu beantworten. Die Verhandlungen können sich jedenfalls in die Länge ziehen. Die EU-Staaten werden sich wohl auf ein in weiten Teilen einheitliches Modell einigen wollen, um keine Nachteile für die Wirtschaft zu riskieren.

Frage: Vielleicht bleibt auch alles so, wie es jetzt ist?

Antwort: Wenn die Verhandlungen scheitern, ist auch das eine Möglichkeit.

Frage: Wer profitiert von der Abschaffung der Zeitumstellung?

Antwort: Gesundheitliche Aspekte wurden bereits angesprochen. Vor allem Ältere und Kinder leiden an der Zeitumstellung. Auch Eltern würden letztlich profitieren. Denn derzeit muss den Kindern zweimal im Jahr ein neuer Schlafrhythmus antrainiert werden, damit die Kleinen nicht bereits vor sechs Uhr Früh nach dem Frühstück verlangen bzw. in den Sommermonaten abends nicht ins Bett zu bringen sind. Statistiken besagen auch, dass es in der Woche nach der Zeitumstellung vermehrt zu Unfällen im Straßenverkehr kommt. Auch an der Tierwelt gehen Sommer- und Winterzeit nicht spurlos vor über. Bei Kühen wirkt sich die Umstellung sogar nachteilig auf die Milchleistung aus.

Frage: Seit wann gibt es Sommer- und Winterzeit?

Antwort: Eingeführt wurde die Sommerzeit 1973 in Europa anlässlich der Ölkrise und mit dem Hintergrund, Energie zu sparen. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht gewonnen werden. Frankreich machte damals den Anfang. Österreich beschloss die Einführung 1979. (red, 26.10.2019)