Das Künstlerhaus bietet seit den 1970er-Jahren neben der bildenden Kunst auch performativen Künsten Raum. Das könnte sich nun ändern.

Foto: Wolfgang Silveri

Als Dreh- und Angelpunkt der freien Theater- und Performanceszene Wiens ist das Brut nicht mehr wegzudenken. Mit rund 300 Veranstaltungen pro Saison hat sich das 2007 gegründete Koproduktionshaus auch im europäischen zeitgenössischen Kunstgeschehen längst einen guten Ruf erspielt. Neben dem Studio Brut in der Zieglergasse und wechselnden temporären Spielorten hat man als Hauptstandort Räume im Künstlerhaus am Karlsplatz etabliert, die schon seit den 1970er-Jahren als Theaterspielstätte genutzt werden.

Damit könnte nun Schluss sein. Denn die Bedingungen in dem Jahrhundertwendebau haben sich seit dem Einstieg des kunstsinnigen Investors Hans Peter Haselsteiner grundlegend verändert. Der Bautycoon gilt zwar als Retter des maroden Gebäudes, für deren Erhaltung der ursprüngliche Eigentümer – die Gesellschaft bildender Künstler Österreichs – nicht mehr aufkommen konnte; klar ist aber auch, dass Haselsteiner als 74-prozentiger Mehrheitseigentümer neue Mietbedingungen vorgeben kann, wogegen die Künstlervereinigung mit ihrem verbliebenen 26-Prozent-Anteil wenig Handhabe haben dürfte.

Albertina-Chef will mehr Raum

Mehr als 40 Millionen Euro investiert Haselsteiner seit seinem Einstieg in eine umfassende Sanierung des Künstlerhauses. Nach der avisierten Wiedereröffnung im nächsten Jahr wird sich im Haus ein neuer Standort der Albertina entstehen: Albertina Modern soll vor allem Werken aus der Dauerleihgabe Sammlung Essl Platz bieten, die auf österreichische Kunst nach 1945 fokussiert.

Von den aktuellen Umbauplänen für das Haus ist zwar der Theaterstandort des Brut offiziell unberührt, kein Geheimnis ist aber, dass Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder Größeres vorschwebt, er die Schauräume gerne weiter ausdehnen würde. In der Öffentlichkeit nährte Schröder zuletzt Gerüchte, wonach das Brut demnächst weichen könnte.

Das Theater wiederum beeilte sich, das zu dementieren: "Es war für uns nie ein Thema, dass wir ausziehen könnten", sagt Brut-Geschäftsführer Richard Schweitzer, der sich ansonsten bedeckt hält, zum STANDARD. Man sei in Verhandlungen mit allen Akteuren, auch die Stadt Wien sitzt als Hauptsubventionsgeber des Brut (1,8 Millionen Euro bis 2022) mit am Tisch. Haselsteiner, der sich mit den noch aus den 70er-Jahren stammenden Mietbedingungen auseinandersetzen muss, scheint indes noch unentschlossen. Auf Anfragen des STANDARD zur Zukunft des Brut reagierte er nicht.

Entscheidung stockt

Dem Vernehmen nach dürfte der Auszug aus dem Künstlerhaus aber wahrscheinlich sein. Seit Wochen läuft bereits die Suche nach alternativen Standorten in der Stadt, die in puncto Größe und Bedingungen mit dem Künstlerhaus vergleichbar sind. Spießen dürfte es sich aktuell noch an einer finanziellen Beteiligung des Bundes.

Aus dem Büro von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) war zum Thema nur wenig zu erfahren. Klar stellt man, dass der Stadt das Brut "sehr wichtig" sei und man gemeinsam an einer Lösung arbeite: "Derzeit stockt der Entscheidungsfahrplan weder seitens der Stadt noch seitens des Brut", heißt es. Kaup-Hasler hoffe, "im Laufe der nächsten drei Wochen eine Lösung zur Zufriedenheit aller herbeizuführen".

(Stefan Weiss, 25.10.2019)