Gerade wer öfter nach Technikprodukten im Web recherchiert oder gelegentlich Gadgets online kauft, wird fast unweigerlich irgendwann von "schlauer" Werbung heimgesucht. Diese soll Lust auf wahre Wunderdinge machen, die für wenig Geld die Produkte etablierter Anbieter ausstechen sollen.

Und wenn man dem Wortlaut glauben darf, sind bereits Massen von Kunden hellauf begeistert von den günstigen Drohnen, PC-Beschleunigern, iPhone-Killern oder futuristisch anmutenden Schutzmasken, die vor Sars-CoV-2 schützen sollen. Zu schön, um wahr zu sein? Wir klären über vier dieser Angebote auf, die angeblich "Österreich im Sturm erobern".

Wifi Ultraboost

"Bahnbrechendes Gerät repariert langsames WLAN und enttarnt gierige Internetprovider": Die scheinbar einfache Lösung für (fast) alle Internetprobleme verspricht der Wifi Ultraboost. Sein Erfinder, angeblich ehemaliger Techniker eines der größten Provider in den USA, in Österreich oder einem anderen Land, habe das Problem mit langsamem Internet und schlechtem WLAN gelöst, weil er frustriert davon war, dass die Anbieter die Bandbreiten absichtlich verringern würden.

Das klingt alles famos für ein Gerät um 50 Euro, sollen doch lange Ladezeiten und Unterbrechungen beim Streamen damit der Vergangenheit angehören. Die revolutionäre Erfindung ist allerdings ein Produkt, das absolut nicht neu ist. Nämlich ein WLAN-Repeater. Diese stellt man innerhalb des noch guten Empfangsbereichs des Routers auf, wo sie ein eigenes WLAN aufspannen, damit die Abdeckung vergrößern und Datenpakete für die Nutzer weiterleiten.

Foto: Faksimile/mittechnik.com

Ein x-beliebiges Modell sollte man allerdings nicht verwenden. Denn nicht jeder Repeater versteht sich gut mit allen Routern, und im schlimmsten Falle funktioniert der Datenverkehr über den Repeater gar nicht, oder es kommt zu Aussetzern, Bandbreitenproblemen und höheren Latenzzeiten. Erschwerend kommt hinzu, dass der Wifi Ultraboost auf allen Seiten, die Spezifikationen aufführen, als n-WLAN-kompatibel (Wifi 4) geführt wird. Wer daheim bereits 802.11ac (Wifi 5) oder das langsam in Fahrt kommende neue 802.11ax (Wifi 6) nutzt, beschränkt mit diesem Repeater zumindest innerhalb des eigenen Netzwerks die Bandbreite für jene Geräte, die an der Erweiterung hängen.

Weiters stellt sich auch die Frage nach Sicherheitsupdates für den Repeater. Schon etablierte Hersteller sind, was das betrifft, oft nachlässig. Und WLAN-Repeater bekannter Anbieter, die zumindest Wifi 5 unterstützen, bekommt man auch schon um 30 Euro.

Letztlich ist die Werbung für den Ultraboost auch irreführend, weil ein Repeater maximal die WLAN-Situation in der eigenen Wohnung verbessern kann. Gibt aber der eigene Internetanschluss leitungs- oder standortbedingt einfach nicht mehr Bandbreite her, nützt auch die beste WLAN-Lösung nichts gegen erzwungene Netflix-Pausen.

Xtra-PC

"Neues Leben für alte Computer" verspricht diese Erfindung. Geliefert auf einem USB-Stick, soll sie die Anschaffung neuer Hardware ersparen, wenn der eigene, in die Tage gekommene Rechner selbst bei alltäglichen Aufgaben ins virtuelle Schwitzen gerät. Der Preis dafür? Etwa 30 bis 70 Euro, je nachdem, wie "schnell" der "Xtra-PC" sein soll und wie viel Kapazität der USB-Stick haben soll.

Die Versprechen, insbesondere hinsichtlich der unterschiedlichen Geschwindigkeit der Versionen, sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Xtra-PC ist schlicht ein auf einem USB-Stick vorinstalliertes Linux-System, dessen Oberfläche an Windows angelehnt ist. Beim – übrigens sehr empfehlenswerten – Youtube-Kanal "Linus Tech Tips" unterzog man das Produkt einem Test und stellte fest, dass wohl die für ältere und schwächere Hardware ausgelegte Ubuntu-Variante Lubuntu zum Einsatz kommt.

Xtra-PC

Basics, etwa ein Webbrowser und Mail-Client, sind auf dem Desktop zu finden. Der Weg zur Installation weiterer Programme, üblicherweise mittels einer Software, die entsprechende Pakete aus dem offiziell von Ubuntu gepflegten Katalog bezieht, ist allerdings nicht offensichtlich abgebildet. Will man damit etwa den veralteten Rechner wenig computeraffiner Großeltern aufrüsten, könnte dies – so wie auch die Unterschiede zu Windows und Linux – zu einigem Frust führen. Wie gut die Hersteller von X-tra PC ihre Linux-Variante mit Updates pflegen, bleibt offen.

Wie schnell das ganze System läuft, hängt außerdem in hohem Maße von den Spezifikationen des USB-Sticks und des Rechners ab. Hat der ältere Rechner etwa nur USB-2.0-Schnittstellen, bleiben die Schreibe- und Lesegeschwindigkeiten entsprechend beschränkt – in diesem Fall auf circa 60 MB pro Sekunde im Optimalfall.

Linus Tech Tips

Wer ein auf einem USB-Stick laufendes Linux-System statt eines Hardwareupgrades zum Einsatz bringen will, kann sich zudem deutlich kostengünstiger eine eigene Lösung schaffen. Benötigt wird lediglich ein entsprechender Speicher und das Image einer tauglichen Linux-Distribution. Mit Tools wie beispielsweise dem Linux Live USB Creator, der auch gleich Images populärer Systeme selbstständig herunterladen kann.

Xone Phone

"Fantastische Verarbeitungsqualität. Alles lädt schnell. Ein exzellenter Allrounder für alles, was die meisten von uns jemals brauchen. Ich wünschte, ich hätte nicht kürzlich das neue iPhone gekauft": Mit diesem "redaktionellen" Statement wird auf diversen Seiten für das "Xone Phone" geworben. Es handelt sich um ein Android-Smartphone, das zum Niedrigpreis ein kompetenter Tausendsassa sein soll.

Doch das "Schnäppchen des Jahrhunderts" ist freilich keines. Dass die Anbieter den Preis niedrig halten können, weil sie keine Werbung schalten, darf angesichts der Werbung und verdächtig wirkenden lobpreisenden Videorezensionen auf Youtube vehement bezweifelt werden. Dass das Handy "nur" knapp 200 Euro kostet, dürfte einen ganz anderen Grund haben. Nämlich seine Ausstattung.

Foto: Faksimile/xonephonestore.com

Auf den Seiten, auf denen diese gelistet wird, offenbart sich das Handy als absolutes Einsteigergerät. Unter der Haube werkt ein MT6739-Prozessor von Mediatek. Dieser stammt aus dem Jahr 2017 und bietet eine Quadcore-CPU mit 1,5 GHz Maximaltakt. Dazu gesellen sich nach heutigen Standards eher magere zwei GB Arbeitsspeicher und ein ebenfalls eher sparsam dimensionierter Onboardspeicher mit 16 GB. Und auch ein 5,7-Zoll-Display, das lediglich 720p-Auflösung bietet, wirft selbst in dieser Preisklasse niemanden vom Hocker.

Schmeichelhaft beschrieben wird auch die Dualkamera mit 16- und 5-MP-Sensor. Statt konkreter Fotobeispiele sieht man jedoch Fotomontagen mit Agenturbildern. Ebenso wenig sind regelmäßige Softwareupdates zu erwarten, denn das Handy läuft laut den Angaben mit Android 8.1. Insgesamt erweckt das Handy den Eindruck eines Whitelabel-Produkts aus China, für das die Marke "Xone" erfunden wurde. Nur: Wer ein Android-Handy mit älterer Hardware verwenden will, sollte eher nach einem Markengerät suchen, für das es aktiv gepflegte Custom-ROMs gibt. Whitelabel-Smartphones mit diesen oder ähnlichen Spezifikationen gibt es nämlich auch für viel weniger Geld.

Drone X Pro

Den letzten Eintrag in dieser Liste belegt ein Produkt, das tatsächlich nicht per se schlecht oder überteuert ist, allerdings ebenfalls zweifelhaft und mitunter mit erfundenen Rezensionszitaten beworben wird. Die Drohne Drone X Pro (auch als "Sparkcopter" angeboten) soll zum Niedrigpreis den Kauf teurer Flugroboter von DJI und Konsorten ersparen. Versprochen werden stabile Flugeigenschaften, einfache Steuerung und immerhin Videoaufnahmen mit 720p. Hin und wieder ist auch die Rede von einer Funktion, die die Drohne automatisch an ihren Startpunkt zurückkehren lässt. Das alles zu Preisen von 40 bis 100 Euro, je nach Website sind teilweise sogar Zusatzakkus und Ersatzrotorblätter dabei.

Drone X Pro

Es wäre allerdings verwegen, um diesen Betrag eine echte Alternative zu Geräten wie der DJI Mavic Pro zu erwarten. Tatsächlich bekommt man eine Drohne, die von dem chinesischen Hersteller Eachine als Modell E58 verkauft wird. Verschiedene seriöse Tests machen klar, was zu erwarten ist.

Die Rezensenten kommen zusammengefasst zu der Ansicht, dass die Drone X natürlich kein Konkurrent für ein Profigerät, sondern ganz klar ein Spielzeug für neugierige Einsteiger ist. Der Funktionsumfang ist für diesen Preispunkt gut, und tatsächlich hält sich die Drohne selbst bei etwas stärkerem Wind recht stabil in der Luft. Die Reichweite liegt mit Fernbedienung bei etwa 50 Metern. Das "Come Home"-Feature existiert – in Ermangelung des dafür notwendigen GPS-Moduls – allerdings nicht.

GewusstWie

Die Kamera liefert tatsächlich Aufnahmen mit 1.280 x 720 Bildpunkten. Die Qualität dieser Videos, die mit 15 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet werden, ist allerdings nicht besonders ansehnlich. Das Fehlen von Bildstabilisierung macht sich ebenfalls bemerkbar. Als erster Schritt in die Welt der Drohnen sei die Drone X aber durchaus geeignet, wenn man weiß, was man erwarten kann, und ein Angebot am unteren Ende der Preisskala findet. Ebenfalls als positiv zu vermerken ist, dass Eachine diverse Ersatzteiler für das Fluggerät verkauft.

Oxybreath Pro

Die Angst vor der Ausbreitung des Coronavirus hat natürlich auch schon einige Trittbrettfahrer angelockt. Seit Ende Jänner "drehen in Österreich alle durch", verkündet ein Werbebanner, weil es eine neue Schutzmaske gibt, die eine Infektion mit dem Virus sicher verhindern soll.

Fünf Filterschichten, darunter eine mit Aktivkohle, bringt Oxybreath Pro (auch unter anderen Namen vermarktet) mit, zum Preis von 49 Euro – unter Einrechnung eines angeblichen 50-Prozent-Rabatts. Mitunter taucht sie aber auch günstiger, um rund 25 Euro das Stück bei Bestellung eines Fünferpacks, auf.

Foto: Screenshot

Sie soll Bakterien und auch kleinste Partikel filtern können und wird gerne mit Masken etablierter Hersteller verglichen, die den N95-Standard erfüllen. Ob Oxybreath Pro das Versprechen einhält, ist schwer zu sagen, denn bislang fehlt es an seriösen Tests des Textils.

Generell ist aber ohnehin anzuraten, Schutzmasken bekannter Hersteller bzw. aus Apotheken zu erwerben, um auf der sicheren – und oft auch billigeren – Seite zu sein. Momentan sind geeignete Schutzmasken aber ohnehin ein rares Gut, das vor allem Menschen im medizinischen Bereich vorbehalten bleiben sollte. (Georg Pichler, 22.3.2020)