Das Klangforum beschert glückliche Stunden der Reflexion mit einer engagierten Moderne.

Schlosser

Noch einmal ein Projekt im zierlichen 24-Stundenformat – dann nähern sich zwanzig Jahre Arbeit an der Verbreitung von Moderne ihrem Finale: Im Dezember wird der Manager des Klangforums Wien Sven Hartberger in eine entspannte Phase des Grübelns hinübergleiten, wie es für ihn als engagierten Zeitgenossen weitergeht. Er hat einst das Projekt eines Opernhauses für Zeitgenössisches heftig betrieben, sich auch mit Staatsoperndirektor Dominique Meyer angelegt, weil ihm dieser zu viel Tradition anbot.

Es ist somit nicht davon auszugehen, dass Hartberger als Mitglied der Mykologischen Gesellschaft nur noch Pilze suchen wird und ihm die Lust aufs Engagement abhandenkommt. Es ist ja auch das aktuelle Projekt Happiness Machine. 24 Stunden Glück mit dem Klangforum Wien vom Wunsch nach Teilhabe getragen.

Hartberger zielt dabei auf die Wirtschaftswissenschaft; deren Glaube an die Ordnungskraft des Marktes wühlt ihn auf: "Mittlerweile ist man zwar dazu übergegangen, zu sagen, das Wirtschaftssystem habe ruinöse Folgen. Es sei uns aber leider bislang nichts Besseres eingefallen."

Hartberger ist gegenteiliger Meinung, in seinem aktuellen Buch Minotauros ist diesbezüglich Erhellendes nachzulesen. Nachdem aber die Thematik eher komplex ist, wird Happiness Machine nicht einfach ein netter Abend. Vielmehr wolle das Klangforum dem Thema "einen Raum geben, in dem sich der Besucher viel Zeit nimmt", zu reflektieren und Musik zu hören, die in Zusammenhang mit einschlägigen Aspekten steht. Da wäre etwa Situations von Georges Aperghis, das den Homo sapiens als soziales Wesen beschreibt, während, so Hartberger, die Mainstream-Ökonomie nach wie vor das Egomane seines Charakters behauptet.

Sag es mit Hegel

Das Projekt soll den Betrachter fordern. "Es wird oft gefragt, warum uns die Kunst nicht in Ruhe lasse. Da antworte ich mit Hegel:_Er hat gesagt, die Aufgabe der Kunst sei es, den Menschen vor sich selbst zu bringen. Ich bin ja der Letzte, der als strenger Asket wirken will, wir wollen ja durchaus auch Freude bereiten. Es kann aber Spaß bereiten, sich mit dem eigenen Leben auseinanderzusetzen und zu verstehen, dass es sehr wohl Möglichkeiten gibt, etwas zu gestalten."

Es sei eben nicht so, dass dem Markt "und seinen unsichtbaren Händen etwas Naturgesetzliches anhaftet und Dinge zu verändern dem Versuch gleichkommt, die Schwerkraft auszulöschen", findet Hartberger. Die 24 Stunden mit Musik, Theater, Tanz, Dokus und Talks sind also Ermunterungen, aus Kunstgenuss auch solche Erkenntnisse zu generieren. (Ljubiša Tošic, 24.10.2019)