Im Wahlkampf 2017 herrschte zwischen FPÖ und dem Ehepaar Strache noch eitel Wonne. Zwei Jahre später ist das Verhältnis dank Ibiza und Spesen-Affäre zerrüttet.

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Sie kam, sah, wurde angelobt – und dann verschwand sie wieder, bevor sie erstmals an einer Abstimmung teilnehmen konnte: Derart unspektakulär gestaltete sich für Philippa Strache der erste Tag im Nationalrat. Abends tauchte sie dann im Studio von "Oe24" auf, das in den vergangenen Wochen – also seit dem Engagement des einstigen Krone.at-Chefs Richard Schmitt – zum Haus-und-Hof-Medium der Familie Strache avanciert war. "Es war ein schöner Tag", sagte sie dort. Wohl im Vergleich zum Zaudern, das sie die Wochen zuvor an den Tag gelegt hatte. Denn die Frage, ob Philippa Strache ihr Mandat annimmt, hatte wochenlang für Diskussionen gesorgt.

Schlussendlich überwog laut Eigendarstellung der Wunsch, "etwas zu bewegen", was prompt zu Bewegung in der FPÖ führte. Die schloss Strache wegen "Gefahr im Verzug" noch am selben Tag aus. Das berührte die neue Abgeordnete, die ohnehin erst seit kurzem Parteimitglied gewesen war, nicht. "Mir ist das wurscht", sagte Strache zu "Oe24".

"Herz wie eine Löwin"

Um die Positionen der FPÖ hatte sich Strache ohnehin nie besonders geschert: Einst war sie beim Thema Beißkorbpflicht für Hunde in Opposition zum niederösterreichischen Landesrat Gottfried Waldhäusl gegangen, später hatte sie gemeint, man müsse "nicht jeden Tag Fleisch essen". Am Mittwoch setzte sie diese Reihe an FPÖ-untypischen Positionen dann mit der Aussage fort, eine türkis-grüne Regierung sei ein "spannendes Experiment". Unterdessen entwickelte sich der Streit zwischen Straches Ehemann Heinz-Christian und seiner einstigen Partei von einem schwelenden zu einem offenen Konflikt.

Nachzulesen ist das alles, gespickt mit Liebeserklärungen an seine Frau ("Philippa hat ein Herz wie eine Löwin"), auf Straches (einst) privater Facebook-Seite, die ihm nun nach der Deaktivierung seiner offiziellen Seite durch die FPÖ als Sprachrohr bleibt. Dort beschwert sich Strache über "mangelnde Moral und Anstand" in der Partei und darüber, dass die FPÖ "öffentlich Stimmung" gegen ihn und Philippa Strache gemacht hätte – und den Streit mit ihm, nicht mit seiner Ehefrau suchen sollte.

In der FPÖ will man das nicht auf sich sitzen lassen. Die Partei stellte in einer Aussendung klar, nicht frauenfeindlich zu sein. Und in den Bundesländern werden die Rufe nach einem Ausschluss Straches lauter – er war dem ja mit der Stilllegung der Mitgliedschaft zuvorgekommen.

"Klare Trennung"

Markus Abwerzger, Obmann der Tiroler FPÖ, sprach sich beispielsweise für eine "klare Trennung" der Partei von Heinz-Christian Strache aus. Offiziell will die Parteispitze noch den Endbericht zu Straches Spesengebaren abwarten. Zu dessen Fortschritt äußert sich die Partei derzeit nicht. Eine Reaktion darauf könnte jedenfalls die Bildung einer eigenen "Liste Strache" sein, etwa bei der Wien-Wahl 2020. Derartige Pläne dementierte Philippa Strache "zum jetzigen Zeitpunkt". Fraglich ist, wo sich diese positionieren würde – vermutlich rechts der FPÖ.

Denn dort wächst derzeit auch der Unmut über Straches Nachfolger Norbert Hofer, der die FPÖ zumindest vordergründig von rechts außen abkoppeln will. Strache hat es hingegen verstanden, einen ambivalenten Kurs zu fahren; sich beispielsweise einmal von der rechtsextremen Identitären Bewegung distanziert, nur um dann ihren wichtigsten Slogan öffentlichkeitswirksam zu übernehmen. Aber auch die FPÖ muss ihren Weg noch finden. Große Verbreitung fand in der freiheitlichen Facebook-Szene etwa ein Video von Hans-Jörg Jenewein, der es diesmal nicht in den Nationalrat geschafft hat. Er forderte darin, dass sich die FPÖ "wieder auf die freiheitlichen Werte besinnt".

Er selbst will sich derweil offenbar auf seine neue berufliche Zukunft besinnen. Laut "Profil" wird Strache "Consulter", will also ins Beratergeschäft einsteigen. Er hat sich zwei Gewerbeberechtigungen für "Public Relation" und Unternehmensberatung besorgt. Beide wurden von der Bezirkshauptmannschaft Tulln ausgestellt.

Im August hatte Strache bereits verkündet, in die Immobilienbranche wechseln zu wollen, kurz danach diese Entscheidung aber wieder revidiert. (fsc, 24.10.2019)