Ab 1. November steht die Tür in der Elisabeth-Vorstadt für obdachlose Frauen offen.

Foto: Stefanie Ruep

Salzburg – Jahrelang wurde in Salzburg um eine eigene Notschlafstelle für Frauen gerungen. Diesen Winter gibt es sie nun. Ab dem 1. November öffnet die Caritas die Winternotschlafstelle im Haus Elisabeth in der Elisabeth-Vorstadt unweit des Salzburger Hauptbahnhofs mit bis zu 20 Betten für Frauen.

Bisher fanden obdachlose Frauen in der gemischten Winternotschlafstelle in der Linzergasse oder im Haus Franziskus einen Platz zum Schlafen. "Für viele Frauen ist es nicht einfach, gemischte Anlaufstellen zu nutzen, etwa aus Angst vor Belästigungen", sagt Caritas-Präsident Michael Landau. Vielfach leben Frauen in versteckter Wohnungslosigkeit, bleiben länger in Zweckbeziehungen und holen keine Hilfe bei Sozialeinrichtungen.

Tageszentrum schließt Versorgungslücke

Im Vorjahr übernachteten in den 86 Betten im Haus Franziskus insgesamt 375 Frauen und 833 Männer. Ein zusätzliches Angebot ist das Haus Elisabeth trotzdem nicht, sondern eher ein Ersatz. Denn die 18 Betten in der Winternotschlafstelle Linzergasse öffnen heuer nicht. Dafür wird das Haus Elisabeth mehr sein als eine reine Notschlafstelle für Frauen.

Im Raum der ehemaligen Elisabethbühne befindet sich auch ein Tageszentrum für bis zu 50 von Armut betroffene Menschen. Es gibt ein warmes Mittagessen, Schließfächer zur Gepäckaufbewahrung und Duschen. Damit werde eine langjährige Lücke in der Versorgung von Menschen in Not in Salzburg geschlossen, sagt der Leiter der Wohnungslosenhilfe, Torsten Bichler. Die bisher am Bahnhof untergebrachte Sozial- und Wohnungsberatung übersiedelt ebenso ins Haus Elisabeth. Beraten wird künftig auch am Telefon.

Niederschwelliger Zugang

Die Caritas verfolgt mit dem neuen Haus einen inklusiven Ansatz. "Es soll ein Zentrum der Begegnung sein", sagt der Salzburger Caritas-Direktor Johannes Dines. "Es gibt auch in Salzburg bittere Not. Wir nehmen sie nur oft nicht wahr, weil die Armut diese Menschen unsichtbar werden lässt." Armut mache einsam. Der neue Treffpunkt soll helfen, Scham abzubauen. "Wir brauchen niederschwellige Zugänge, dass Menschen aus ihrer Situation heraustreten", sagt Dines. Die ehemalige Elisabethbühne soll auch wieder bespielt werden. Wo im Winter die Betten für die Frauen stehen, soll es ab April wieder kulturelle Veranstaltungen wie Theater, Workshops, Lesungen und dergleichen geben. Finanziert wird das Haus von der Caritas, Stadt und Land Salzburg und der Erzdiözese. Es gibt auch einen Förderverein, Freiwillige für unterschiedliche Aufgaben werden noch gesucht.

Mit der Eröffnung des Hauses Elisabeth startet die Caritas auch die Kampagne für die Herbstsammlung. Caritas-Präsident Landau appellierte an die künftige Bundesregierung, die Armutsbekämpfung stärker in den Fokus zu nehmen, und kritisierte das neue Sozialhilfegesetz. "Wir müssen alles daran setzen, dass insbesondere Kinder- und Altersarmut in Österreich sinken und nicht steigen." (Stefanie Ruep, 25.10.2019)