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Basaksehirs Torschütze Kahveci (Zweiter v. r.), wird bei seiner Militärparade unterstützt von Edin Visca, Robinho und Azubuike.

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Die erste Europa League-Niederlage der Wolfsberger in Istanbul wurde von einem neuerlichen Skandal um salutierende Spieler überschattet. Nach dem Goldtor von Başakşehir, dem Klub von Türkei-Präsident Recep Tayyip Erdoğan, jubelten vier Spieler mit dem Militärgruß. Neben dem türkischen Torschützen Irfan Kahveci posierten mit Robinho (Brasilien), Azubuike (Nigeria) und Višća (Bosnien) auch drei Nichttürken mit der flachen Hand an der Stirn.

Eine Symbolik, die seit den jüngsten Länderspielen der türkischen Nationalmannschaft für große Aufregung gesorgt. Die Teamkicker hatten damit offen ihre Solidarität mit dem türkischen Militäreinsatz in Nordsyrien gezeigt. Ein Einsatz, der international heftig kritisiert wird.

Der WAC ärgert sich derweil über eine vermeidbare Niederlage. "Ich glaube nicht, dass es ein großer Klassenunterschied war", sagte Kapitän Michael Sollbauer. Basaksehirs Qualitäten blitzten erst gegen Ende der ersten Hälfte auf. Einmal auf den Geschmack gekommen, ließ die von Ex-Liverpool-Verteidiger Martin Skrtel dirigierte Abwehr fortan kaum etwas anbrennen. "Es ist uns nicht gelungen, im Umschalten den Gegner im totalen Chaos zu erwischen. Auch weil der sehr geordnet war und viel Verantwortung in der Restverteidigung übernommen hat", analysierte WAC-Coach Struber.

Die Chancen des WAC

Dass die Kärntner nach einem 4:0 in Mönchengladbach und 1:1 gegen AS Roma im dritten Europa-League-Spiel der Clubgeschichte erstmals nicht anschrieben, kam letztlich nicht überraschend. Basaksehir hatte die besseren Chancen. Die Entstehung des Gegentreffers durch Irfan Can Kahveci (78.) aber – ein fragwürdiger Querpass von Shon Weissman führte zum Ballverlust der weit aufgerückten Gäste – ließ den dabei ausgetanzten Sollbauer nur den Kopf schütten. "Das weniger auf Absicherung Spielen, sondern immer Gewinnen wollen ist in der Mannschaft drinnen. Aber in der Situation, so darf man auswärts nicht agieren."

Michael Liendl schloss sich an. "Wenn du auswärts bei 0:0 in der 80. Minute in einen Konter rennst, dann bist du einfach selber schuld." Der Spielmacher vermisste taktische Disziplin. "Es geht um Konsequenz, um Einstellung. Die haben wir in den letzten zwei Spielen nicht in dieser Ausprägung gehabt, wie wir es vorher gehabt haben. Da müssen wir uns wieder hin entwickeln."

"WAC ist besser als Olympiakos in der CL"

Basaksehir-Trainer Okan Buruk strich danach hohes Spieltempo heraus. "Höher als in der türkischen Liga", erklärte der Trainer des Vizemeisters von 2018/19. Seine Truppe sei nun besser als zu Saisonbeginn, als man in der Champions-League-Qualifikation an Olympiakos Piräus (0:3) gescheitert war. "Würden wir jetzt gegen Olympiakos spielen, dann würden wir gewinnen und würden in der Champions League spielen", sagte Buruk und adelte den WAC: "Rom, Wolfsberg, Mönchengladbach – unsere Gruppengegner sind alle besser als Olympiakos."

In jener Gruppe J ist weiter alles offen. Weil die Römer (5 Punkte) im Parallelspiel gegen Gladbach (2) in der Nachspielzeit noch das 1:1 kassierten, liegen sie einen Zähler vor dem gleichauf liegenden Duo Basaksehir und WAC. "Dass wir nach drei Spielen in dem Rennen mittendrin sind, ist eine coole Geschichte", bemerkte Liendl und erinnerte an zwei folgende Heimspiele.

Bereits am 7. November steigt das "Rückspiel" gegen Basaksehir. Als Vorentscheidung wollte Liendl das Match nicht bezeichnet wissen. "Aber wenn wir wirklich Erster oder Zweiter werden wollen, ist es natürlich keine unwichtige Partie." Drei Wochen danach kommt Borussia Mönchengladbach ins Ausweichstadion nach Graz, ehe der Auswärtstrip zur AS Roma (12. Dezember/auswärts) die Gruppenphase beschließt. (red, APA, 25.10.2019)