Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz hat den SDP-Vorsitz noch nicht so sicher in der Hand wie er es gerne hätte.

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Man konnte sich am Samstagabend im Willy Brandt-Haus eines Eindrucks nicht erwehren: Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz sah, obwohl er gemeinsam mit Klara Geywitz aus Brandenburg die erste Runde des Mitgliederentscheids gewonnen hatte, nicht wahnsinnig happy aus. Keiner hatte wirklich damit gerechnet, dass Scholz und Geywitz gleich die absolute Mehrheit bekommen werden und kein zweiter Wahlgang mehr nötig ist.

Aber dass der Abstand zu den Zweitplatzierten – der Bundestagsabgeordneten Saskia Esken und und dem ehemaligen nordrhein-westfälischen Finanzminister Norbert Walter-Borjans – so knapp sein würde, ist wohl nicht ganz im Sinne von Scholz. Das nämlich bedeutet: Es wird in der Stichwahl erst richtig spannend. Scholz, der zwar aufgrund seiner Bekanntheit als Favorit gilt, hat den SDP-Vorsitz noch nicht so sicher in der Hand wie er es gerne hätte.

Profitiert hat er wohl von seiner bundespolitischen Prominenz, und es gibt sicherlich auch Genossinnen und Genossen, die ihn und Geywitz als SPD-Chefs wollen, weil sie bei ihnen die große Koalition in sicheren Händen glauben. Aber es gibt offensichtlich auch sehr viele, die eben nicht mit Scholz weitermachen wollen. Er steht für die "alte" SPD, für den Weg, der die Partei in die aktuellen Niederungen gebracht hat.

Die Frage "in der groKo bleiben oder nicht" wird bei der Stichwahl natürlich mitschwingen, und das Duo Esken/Walter-Borjans hat da eine andere Meinung. Sofort raus, sagen auch die beiden nicht. Aber sie sind sehr viel kritischer gegenüber dem Bündnis mit der Union und verlangen mehr Geld für Investitionen.

Viel wird nun davon abhängen, ob die Unterlegenen eine Empfehlung für ein Paar aussprechen. Und selbstverständlich davon, wie sich die vier vor der nächsten, der entscheidenden Abstimmung präsentieren. Sie werden konkreter sein und deutlichere Ansagen machen müssen. Vor allem für Scholz steht viel auf dem Spiel. Sieger ist er noch lange nicht. (Birgit Baumann, 26.10.2019)