Die Auftragsbücher sind nicht schlecht gefüllt in der österreichischen Maschinenbau- und Metallverarbeitungsindustrie. Aber es kommen kaum neue dazu.

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Wien – Die Verhandlungspartner munitionierten sich vor dem fünften Verhandlungstermin der Metallerherbstlohnrunde kräftig auf. Die Arbeitgeber der Metalltechnischen Industrie forderten am Sonntag eine Neubewertung der Wirtschaftsdaten. Die Inflation entwickle sich rückläufig, lag im September nur mehr bei 1,2 Prozent, und das Wirtschaftswachstum habe sich im laufenden Jahr auf 1,5 Prozent fast halbiert gegenüber dem Vorjahr. Die Produktionsgewerkschaft Proge möge ihr Forderungspaket entsprechend anpassen, appellierte Fachverbandsobmann Christian Knill am Sonntag via Aussendung.

"Die Situation hat sich deutlich verschlechtert und die neuesten Daten sind als Stoppschild zu verstehen. Es wird Zeit, dass die Gewerkschaften ihre Wahlkampfbrille ablegen und den Blick auf die Lage wieder scharf stellen", so Knill unter Verweis auf deutlich gestiegene Anfragen für Kurzarbeit seitens der Maschinenbau- und Metallverarbeitungsbetriebe. Zahlreiche Unternehmen bereiteten bereits Krisenpläne und Personalabbauprogramme vor. Der Spielraum für Lohnerhöhungen sei dadurch deutlich eingeschränkt und man fordere "Ernsthaftigkeit und Seriosität" in der Verhandlungsrunde.

Sehnsucht nach Abschwung

Die Gewerkschaft gibt sich davon unbeeindruckt. "Die Arbeitgeber reden die Rezession richtiggehend herbei, dabei haben wir ein Wachstum, wenn auch ein abgeschwächtes", mahnte Proge-Vorsitzender Rainer Wimmer am Sonntag. "Dass an die Eigentümer zwei Milliarden Euro an Dividenden ausgeschüttet haben, haben die Chefs offenbar schon wieder vergessen", schäumt Wimmer. Nun seien die Arbeitnehmer an der Reihe.

Vom "Tiefstapeln" würde der angesichts der gedämpften Konjunktur besonders wichtige private Konsum kaum gestützt, sagte einer aus dem Arbeitnehmer-Verhandlungsteam, der nicht genannt werden will. Im übrigen sei das gesamtstaatliche Wirtschaftswachstum (BIP real) für 2019 gemäß Wifo-Herbstprognose vom 4. Oktober auf 1,7 Prozent vorausgesagt und die Inflation mit 1,6 Prozent. An den für die Lohnverhandlungen maßgeblichen Daten im Zeitraum August 2018 bis September 2019 habe sich gar nichts geändert.

Betriebsversammlungen unvermeidlich?

Dass die von Metall- und Industriegewerkschaftern geforderten 4,5 Prozent (oder hundert Euro) nicht erfüllt werden, ist auch den hartgesottenen unter den Gewerkschaftern und Betriebsräten klar – auch, wenn das niemand so aussprechen würde. Um auch nur in die Nähe eines Dreiers vor dem Komma zu kommen, müssen sie an ihrer Forderung allerdings festhalten.

Damit sind die bereits angedrohten Betriebsversammlungen ab Dienstag programmiert. Denn auch die Arbeitgeber-Verhandler rund um Evva-Chef Stefan Ehrlich-Adám und dem scheidenden Collini-Chef Johannes Collini – Obmann Knill ist originellerweise nicht Teil des Arbeitgeber-Verhandlungsteams – stehen gehörig unter Druck. Zahlreichen Kammermitgliedern war der Abschluss im Vorjahr deutlich zu hoch. Die Verhandler seien zu "konsensorientiert", in der Branche herrsche "Krieg", zitiert "Die Presse" den Geschäftsführer des Spritzgussmaschinenherstellers Maplan, Wolfgang Meyer. (ung, 27.10.2019)