Ott Tänak, in seiner Heimat wegen früherer Ausritte ins kühle Nass einst scherzhaft "See-Ott" gerufen, auf dem Weg ins Glück.

Foto: APA/AFP/PAU BARRENA

Mit dem Titel in der Tasche atmete der neue Rallye-Weltmeister Ott Tänak erst einmal tief durch. "Das fühlt sich gut an", sagte der 32-jährige Este nach seinem Sieg auf der abschließenden Power Stage der Rallye Catalunya in Spanien: "Man kann den Druck an diesem Wochenende schwer beschreiben – es war ein neues Level."

Ein neues Level, auf dem erstmals seit 2004 die französischen Fahrer keine Rolle spielten. Sebastien Ogier, seit 2013 ununterbrochen Weltmeister, war in Spanien schon am Freitag mit technischen Probleme an seinem Citroen C3 weit und letztlich aussichtslos zurückgefallen. Sein Landsmann Sebastien Loeb, von 2004 bis 2012 neunmal in Folge Champion, gab für seinen Arbeitgeber Hyundai nur sporadische Gastspiele in der WM. In Spanien wurde er Vierter hinter dem Belgier Thierry Neuville (Hyundai), Tänak im Toyota und dem Spanier Dani Sordo (Hyundai).

Tänak soll bei Hyundai unterschrieben haben

Ob sich Toyota lange über den Gewinn der Fahrer-WM freuen kann, ist allerdings fraglich. Nach Informationen des Portals motorsport-total.com wird Tänak die Japaner nach der Saison, die mit der Rallye Australien Mitte November endet, verlassen und künftig zusammen mit Neuville für Hyundai fahren. Ein entsprechender Vertrag, so heißt es, sei bereits unterschrieben. Möglicherweise könnte der von Citroen enttäuschte Ogier dann Tänaks Platz bei Toyota übernehmen.

Doch zunächst standen Tänak und sein Landsmann und Co-Pilot Martin Järveoja nach der Power Stage in Salou im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Aus dem einst als Crashkönig verrufenen Tänak ist im Laufe der Jahre ein zuverlässiger Spitzenpilot geworden, der dennoch am Abend vor der entscheidenden Power Stage große Zweifel hatte. Erst seine Mutter schaffte es, zu ihm durchzudringen und ihm Mut zuzusprechen. "Sie hat mir gesagt, dass ich es schaffen kann, wenn ich es nur wirklich will", sagte er. Er wollte. Und er lieferte.

Sechs Saisonsiege

Tänak ist seit 2001 im Motorsport unterwegs. 2009 fuhr er in Portugal in einem Subaru Impreza seine erste WM-Rallye, zwei Jahre später gewann er mit Platz zehn in Mexiko seinen ersten WM-Punkt. 2012 stand er mit Platz drei in Sardinien erstmals auf dem Podium, vier Jahre später holte er an gleicher Stelle seinen ersten von mittlerweile zwölf Siegen. Mit sechs Saisonsiegen dominierte er das Jahr 2019 vor Neuville, der seine Niederlage am Sonntag neidlos anerkannte: "Wir haben getan, was wir konnten. Es war halt nicht genug." (sid, 27.10.2019)