Drei Wochen haben die Bischöfe beraten. Am Sonntag ging die Amazonas-Synode zu Ende.

APA/AFP/Andreas Solaro

Bis zum Ende des Jahres wolle sich Papst Franziskus zu den Themen der Synode äußern, kündigte er in einem eigenen Schreiben an.

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Drei Wochen haben die Bischöfe beraten, nun steht es erstmals schwarz auf weiß in einem vatikanischen Dokument: Der Zölibat, also die Ehelosigkeit als Bedingung zur Priesterweihe, soll fallen. Zumindest teilweise: dann nämlich, wenn den Gläubigen in sehr abgelegenen und weitläufigen Gebieten wie dem Amazonas wegen Priestermangels die zentralen Sakramente, allen voran die Eucharistie, nicht mehr gespendet werden können. Vorgeschlagen wird von der Bischofsynode "die Erarbeitung von Kriterien und Verfügungen durch die kompetente Behörde, um geeignete Männer, die in der Gemeinschaft anerkannt sind, zu Priestern zu weihen, wobei sie auch eine legitim gebildete, stabile Familie haben können", heißt es etwas umständlich im Abschlusspapier zur Amazonas-Synode, die am Sonntag zu Ende gegangen ist.

Von den 120 Paragrafen, über welche die 280 angereisten Bischöfe am Samstag abzustimmen hatten, war derjenige über die Lockerung des Zölibats der umstrittenste: 128 Teilnehmer stimmten mit "placet" (gefällt mir) und 41 mit "non placet" (gefällt mir nicht). Dies entsprach dem höchsten Anteil an Nein-Stimmen aller Abstimmungen. Die sogenannten "Viri probati" ("bewährte Männer") sollen laut den Bischöfen grundsätzlich unter den Ständigen Diakonen ausgewählt werden – also unter Männern, die bereits die erste Weihestufe erhalten haben. Die vorgeschlagene Lösung bedeutet eine Lockerung, aber keineswegs die Aufhebung des Zölibats und war schon im Arbeitsdokument für die Synode enthalten gewesen. Das Abschlussdokument hat keine kirchenrechtlich bindende Kraft, dient aber dem Papst als Entscheidungsgrundlage. Bis Ende des Jahres, so kündigte Franziskus an, wolle er sich in einem eigenen Schreiben zu den Themen der Synode äußern.

Aufschrei in konservativen katholischen Kreisen

Die vorgeschlagene Priesterweihe für "Viri probati" hatte in konservativen katholischen Kreisen für einen Aufschrei gesorgt. In italienischen Medien war von einem drohenden Schisma (Kirchenspaltung) die Rede. Die Aufregung um die verheirateten Priester erscheint grundsätzlich etwas künstlich, denn verheiratete katholische Priester gibt es längst: Papst Pius XII (1939-1958) hatte eine Ausnahmeregelung für verheiratete protestantische Priester erlassen, die zum Katholizismus übertraten, und 2009 hatte Papst Benedikt XVI. eine ähnliche Regelung für anglikanische Priester erlassen, die seither ebenfalls katholische Priester werden können, auch wenn sie verheiratet sind.

Zurückhaltender als bei der Lockerung des Zölibats zeigten sich die Bischöfe bei der von vielen erhofften erhofften Zulassung von Frauen zum Diakonat. Im Abschlussdokument wird lediglich dokumentiert, dass die Forderung während der Beratungen immer wieder laut wurde. Angesichts des Umstands, dass im Amazonasgebiet die meisten katholischen Gemeinschaften von Frauen geleitet werden, fordern Bischöfe immerhin die Einrichtung des Amtes der "Leiterin der Gemeinschaft".

Bezüglich der Frauen zeigte sich der Papst weniger päpstlich als die Bischöfe: Etwas überraschend sagte Franziskus zum Abschluss der Synode, dass er der Glaubenskongregation den Auftrag gegeben habe, das Thema des Frauen-Diakonats zu studieren: Es sei "Kreativität" erforderlich.

Neuer Tatbestand im katholischen Sündenregister gefordert

Letztlich waren aber sowohl die Lockerung des Zölibats als auch die Einführung eines Frauen-Diakonats nicht die zentralen Themen der Amazonas-Synode gewesen, zumindest in der Absicht von Papst Franziskus. In erster Linie ging es am Bischofstreffen um den Schutz des Amazonas-Beckens vor Raubbau und Umweltzerstörung, aber auch die soziale Not der zahlreichen indigenen Völker, die im Amazonasgebiet zum Teil unter katastrophalen Bedingungen leben.

Der Raubbau an der Natur bedrohe die Lebensgrundlagen des ganzen Planeten, schreiben die Bischöfe im Abschlussdokument und fordern die Einführung eines neuen "Tatbestands" im katholischen Sündenregister: "Wir schlagen vor, das ökologische Sündigen als Handlung oder Unterlassung gegen Gott, den Nächsten, die Gemeinschaft und die Umwelt zu definieren. Es ist eine Sünde gegen die künftigen Generationen", heißt es im Schlussdokument der Synode. (Dominik Straub aus Rom, 27.10.2019)