Der rostrote Container ist gerade groß genug, um darinnen den Elefanten verstecken zu können.

APA/Burgtheater/Marcella Ruiz Cruz

Der Roman The Great Elephant Chase von Gillian Cross (1992) erzählt von Cissi (Maresi Riegner) und Tad (Leonard Dick), zwei Waisenkindern im Amerika des 19. Jahrhunderts, die mit einem dressierten Elefanten vor erpresserischen Erwachsenen fliehen. Ein brutaler Saloon-Besitzer (Gunther Eckes) und seine geldgierige Kellnerin (Alexandra Henkel) sind ihnen immer knapp auf den Fersen. Joel Horwoods Bühnenfassung dieses Abenteuerromans hatte nun im Kasino des Burgtheaters Premiere. Und es gibt nur einen Hauptdarsteller: den Titelhelden selbst, den grauen Riesen.

Mervyn Millar, Leiter der Londoner Puppenwerkstatt Significant Object, hat den Riesenpuppenelefanten konstruiert. Dieser tritt als königliches Tier in Erscheinung, das aus fast lebensgroßen, zusammenhängenden Puzzleteilen besteht und von vier Schauspielern getragen bzw. geführt wird. Seine ruhigen und echten Gliedmaßen entsprechenden Bewegungen – vom Heben und Senken des Schulterblatts bis zu den vorsichtigen Elefantenbeinen – sind die schönsten Momente in Ingo Berks Inszenierung. Diese hat rundherum nämlich alle Hände voll zu tun, den hintergründigen Plot für ein junges Publikum ab sechs Jahren rüberzubringen (Sezessionskrieg, Kinderarbeit, Saloon-Gesetze, Baptistengemeinde). Weniger Worte wären oft mehr gewesen.

Der handelsüblichen Western-Ästhetik entsprechend, geht es auch sonst erwachsenenhaft und unzimperlich zu. Es wird mit Feuerwaffen gezielt und geschossen, es wird gebrüllt und geflucht und rund um den zentralen rostroten Container, der den Elefanten – als Hütte, Wagon oder Lastkahn – versteckt, etwas umständlich hantiert. Am Ende ist es eine angestrengte und ihrer überschießenden Härte wegen auch anstrengende Inszenierung, der ein wenig Lockerung gutgetan hätte. (Margarete Affenzeller, 28.10.2019)