Die Synode im Vatikan will den Priestermangel im Amazonasgebiet mit einer Lockerung des Zölibates begegnen.

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Es ist in Zeiten, in denen der Klimaschutz Zopferln trägt, für ältere Männer in Frauenkleidern nicht immer leicht. Und es macht die Sache nicht leichter, wenn man unter dem wenig knackigen Motto "Neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie" zur klerikalen Nachdenkpause lädt.

Die Erwartungen an die dreiwöchige Sondersynode im Vatikan waren daher dementsprechend niedrig. Klar war bereits im Vorfeld, dass zwischen den Teilnehmern bei den eigentlichen Kernthemen Umweltzerstörung in der Amazonas-Region, Abholzung des Regenwaldes und Ausbeutung indigener Völker nicht die Bischofsmützen fliegen werden. Einig war man sich vielmehr, dass die Ausbeutung der Region eine "ökologische Sünde" und eine "Tat gegen Gott" sei.

Deutlich weniger harmonisch dürfte die Stimmung im Vatikan aber in den letzten Wochen bei Themen rund um die katholische Präsenz in den Urwald-Prälaturen gewesen sein. Um es den zumeist weit verstreuten kleinen Gemeinden zu ermöglichen, häufiger Eucharistie feiern zu können, und vor allem auch das eigene Standing gegenüber den rasant wachsenden evangelikalen Pfingstkirchen zu stärken, brachten die liberalen Synoden-Teilnehmer den Vorschlag aufs Tapet, in der Amazonas-Region auch verheiratete Männer ("viri probati") zu Priestern zu weihen.

Ausnahmen nur für Amazonasregion

Die konservative Speerspitze sah darin umgehend einen Angriff auf den Pflichtzölibat und legte sich quer. Umso erstaunlicher also, dass nach drei Wochen der Diskussionen, Kontroversen und des Gebets dieser Passus im synodalen Schlusspapier eine knappe Mehrheit gefunden hat. In dem Abschlussdokument, welches Papst Franziskus vorgelegt wurde, ist der Punkt 103 jener mit den meisten Gegenstimmen (41 zu 128). Zur Mehrheit kam es wohl nur, weil ausdrücklich dabei betont wird, dass nicht der Zölibat infrage gestellt wird und sich mögliche Ausnahmen ausschließlich auf die Amazonas-Region beziehen würden. Und bestehen bleibt mit der Beschränkung der Weihe auf "bewährte" Männer und nicht auf "personae probatae" (lebenserfahrene beziehungsweise verheiratete Personen) die klare Unterordnung der Frauen.

Wie so oft bei zarten Reformversuchen in der katholischen Kirche haben auch dieses Mal die kollektiven Jubelgesänge in Dur einen Nachhall in Moll. Es wird wohl nicht in naher Zukunft an etlichen Priesterhänden ein Ehering glitzern.

Auf dem Tisch liegt jetzt einmal ein Reformvorschlag, der erstaunlicherweise dem Veto aus dem konservativen Lager standgehalten hat. Das gilt es nicht kleinzureden, aber eben auch nicht überzubewerten. Die Entscheidung liegt jetzt bei Papst Franziskus. Er kann den durchaus mutigen Reformschritt vollinhaltlich aufnehmen, nur punktuell aufgreifen – oder gleich ganz verwerfen. Und so manch einer mag jetzt in Papst Franziskus einen klugen Taktierer sehen. Auf dem Weg zur Rettung des Amazonas-Gebietes auch noch gekonnt innerkirchlich heißes Eisen abzukühlen und möglicherweise gar einen gesamtkirchlichen Reformprozess anzustoßen könnte durchaus ins Arbeitsschema dieses klugen Papstes passen.

Was nach den intensiven Beratungen im Vatikan bleibt, ist die Hoffnung auf einen synodalen Weg auch in anderen Ländern. Und daher: "Lasst uns an dem unwandelbaren Bekenntnis der Hoffnung festhalten und nicht wanken" (Brief an die Hebräer, Anm.). (Markus Rohrhofer, 28.10.2019)