Shootingstar Alice Robinson.

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Für die Sportfreunde unter den Kiwis, also quasi für alle Neuseeländer, war der vergangene Samstag eigentlich ein Tag zum Vergessen. Auch für Alice Robinson, hätte die 17-Jährige aus Queenstown an diesem 26. Oktober nicht auf dem Rettenbachferner ob Sölden den Riesentorlauf zum Auftakt des alpinen Skiweltcups gewonnen.

Knapp zwei Stunden vor Robinsons Coup sind die auch von ihr angehimmelten All Blacks, die favorisierten Titelverteidiger aus Neuseeland, im Halbfinale der Rugby-WM in Yokohama von England besiegt worden. Dass im noch ferneren Österreich ein Teenager ziemlich sensationell die Skigöttin Mikaela Shiffrin ausgebremst hatte, fiel ob der japanischen Pleite kaum ins Gewicht. Robinson wusste im Siegestaumel immerhin, was sich gehört, kondolierte der Rugby-Gemeinde und verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass ihr Erfolg ein wenig Balsam auf der nationalen Wunde sein möge.

Vom Talent her, das ist schon länger klar, hat die 1,63 Meter hohe Athletin noch viele Wohltaten in den Beinen. Robinson, in Sydney geboren, aber im Alter von vier Jahren von der Familie auf die neuseeländische Südinsel verpflanzt, gewann mit 15 Jahren gleich ihr zweites Fis-Rennen, einen Riesentorlauf in Cardrona unweit ihrer Heimatstadt. Im Vorjahr in Südkorea schmückte sie als bisher jüngste Neuseeländerin Olympische Spiele, im vergangenen März wurde sie im Fassatal im Riesentorlauf die erste Juniorenweltmeisterin ihres Landes.

Das Trentino ist auch Robinsons europäische Basis. Die Schülerin, die beim Weltcupfinale in Soldeu im Riesentorlauf Platz zwei hinter Shiffrin belegt hatte, ist seit Oktober Teil eines von Red Bull unterstützten und vom ehemaligen österreichischen Abfahrtsherren-Trainer Robert Trenkwalder geleiteten Programm, von dem auch der Norweger Henrik Kristoffersen und der Franzose Alexis Pinturault profitieren. Trenkwalder sieht "keine fünf Läuferinnen, die so einen Schwung fahren können" wie Robinson, die von Chris Knight trainiert wird. Der hatte schon Lindsey Vonn unter seinen Fittichen. Die Sprecherin der Rekordweltcupsiegerin steht jetzt zwischen der Pressemeute und Robinson, die ebenso alt ist wie Shiffrin bei ihrem ersten Weltcupsieg Ende 2012.

Anders als die Chefin kann sich die neue Siegerin noch nicht auf den Skisport konzentrieren. Schon am Montag flog sie für eine Woche heim nach Neuseeland, um die Wakatipu High School abzuschließen. (Sigi Lützow, 28.10.2019)