Wetterprognosen sind für Bauern unheimlich wichtig, denn nach ihnen entscheiden sie, wann sie säen, düngen oder ernten. Doch während in Österreich und vielen anderen entwickelten Ländern die Prognosen zuverlässig sind und es sogar spezielle Wetterberichte für Bauern gibt, existiert es in vielen Weltgegenden kein ausreichend dichtes Netzwerk an Messstationen, um exakte Prognosen zu liefern. Besonders in Indien und Sri Lanka ist es aber wichtig, den Monsunregen vorherzusagen.

Nun könnten Handymasten helfen, bessere Prognosen zu erstellen. Denn Signale von Mobilfunkmasten breiten sich bei Regenfall anders aus – genau diese Daten könnten lokale Wetterstationen dazu nutzen, die Genauigkeit ihrer Niederschlagsvorhersagen zu verbessern.

Handymasten könnten bald nicht nur für Mobilfunkempfang, sondern auch für Wetterprognosen sorgen.
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Bis zu 90 Prozent Genauigkeit

Wetterinformationen seien das "wichtigste Bedürfnis" von Landwirten, sagte Daniele Tricarico von der Mobilfunkervereinigung GSMA bei einer Landwirtschaftskonferenz in Hyderabad in Indien zu Reuters. "Wir versuchen deshalb Daten von Mobilfunkanbietern zu nutzen, um Kleinbauern bessere Dienste für die Klimaresilienz zu bieten."

Dank der großen Anzahl von Mobilfunkmasten könnten laut Tricarico Prognosen mit einer Genauigkeit von bis zu 90 Prozent erstellt und hochauflösendere Daten geliefert werden als etwa durch Satelliten. Die Technologie würde zudem keine zusätzlichen Kosten verursachen. Die Prognosen könnten den Landwirten anschließend per SMS zugesandt werden.

Wetter wird immer unberechenbarer

Bauern leiden besonders unter den Auswirkungen des Klimawandels. Neben zunehmenden Hitzewellen, Überschwemmungen und Wirbelstürmen wird das Wetter auch immer unberechenbarer. Nach Angaben der Weltbank könnten die Auswirkungen des Klimawandels Indien 2,8 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts kosten und den Lebensstandard von fast der Hälfte der 1,2 Milliarden Einwohner bis 2050 senken.

Bessere Prognosen seien deshalb der Schlüssel, um Landwirten bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels zu helfen, sagt Damitha Gunawardena von Dialog Axiata, Sri Lankas größtem Mobilfunker. "Wenn Sie mit Bauern sprechen, sagen sie, dass sich das Klima so stark verändert hat, dass sie keine Ahnung mehr haben, was sie sich erwarten können", sagt Gunawardena. "Und das bringt die Bauern dazu, aus der Landwirtschaft auszusteigen."

"Game-Changer" für Landwirte

Ein besserer Zugang zu Daten könnte auch dazu führen, dass Kleinbauern, die meistens nicht versichert sind, verstärkt Ernteversicherungen in Anspruch nehmen. Derzeit basieren Versicherungssysteme in der Region auf Satellitenbildern oder Agenten, die Felder persönlich besuchen. Die Verwendung von Handymasten für Prognosen würde es den Versicherern ermöglichen, genauer zu bestimmen, wo Regen gefallen ist, sagt Gunawardena und nennt die Technologie einen "Game-Changer" für Landwirte.

Erst Ende September wurde Indien vom heftigsten Monsunregen seit 25 Jahren heimgesucht, der hunderte Menschen das Leben kostete. (red, Reuters, 3.11.2019)