Ein ganz normaler Arbeitstag in der "Lines"-Redaktion.

Foto: Klemens König

Haptik ist Trumpf – das "Lines" setzt in der Printversion auf Qualität und Kreativität.

Foto: Lines Magazin

Neben den Inhalten ist es die Aufmachung, die Leser begeistern soll.

Foto: Lines Magazin

Hier als Beispiel die Reportage vom Black Hole Trail in Slowenien.

Foto: Lines Magazin

Cover-Artwork ist Teil des Konzepts beim "Lines".

Foto: Friedrich Simon Kugi

Jedes Heft eine Augenweide.

Foto: Klemens König

Innsbruck/Graz – "Jo, eh liab" waren noch die netteren Kommentare, die Christoph Berger-Schauer und die weiteren fünf Mitgründer des "Lines"-Magazins zu hören bekamen, als sie mit ihrer Nullnummer auf der Eurobike antanzten. "Heute verstehe ich diese Leute", sagt der Chefredakteur. Sie kamen voller Selbstbewusstsein, aber ohne jeglichen Verlagsbackground mit einem Hochglanzheftl im Gepäck und erklärten: "Wir sind jetzt das neue österreichische Mountainbike-Magazin."

Mit der Persiflage auf Danny MacAskills "Wee Day Out" hat das "Lines"-Team bereits einen Klassiker geschaffen.
LINES

Fünf Jahre und 16 Ausgaben später ist das "Lines" aus der heimischen Bike-Szene nicht mehr wegzudenken. Das wurde am vergangenen Wochenende in Graz ausgiebig gefeiert. Dort ist die "Lines"-Crew zu Hause, was man auch an manchen Inhalten des Magazins merkt. So kommt der Schöckl oft und gern vor, lokale Szenegrößen – von Petra Bernhard bis David Trummer – sind Stammgäste im Blatt. Diesen Regionalbezug hat die Redaktion kurzerhand landesweit ausgedehnt.

Regionale Vernetzung online

Aktuell baut "Lines" eine Online-Plattform auf, die regional verankerten Bikern als Sprachrohr dienen soll. "Wir haben über die Jahre bemerkt, dass es in Österreich punktuell sehr lebendige Szenen gibt, die aber oft gar nichts voneinander wissen", erklärt Berger-Schauer die Idee dahinter. Diese Vernetzung soll helfen, dass die Mountainbiker nach außen besser wahrgenommen werden und Gehör finden.

Dabei trennt die Redaktion sehr streng zwischen Print und Online. Das Magazin, das in einer Auflage von 8.500 Stück gedruckt wird und um neun Euro mittlerweile bei 1.600 Verkaufsstellen erhältlich ist, setzt auf "hochwertigen und zeitlosen Content". Das Herzblut, das die kleine Crew in das Produkt investiert, ist sicht- und fühlbar. Jede Ausgabe überrascht mit kreativen Ideen, sowohl was die Aufbereitung der Themen als auch was das Druckwerk selbst betrifft.

Selbstausbeutung als Teil des Konzepts

Dieses Herzblut, das die Redaktion in ihr Baby steckt, fußt auf den jeweiligen beruflichen Hintergründen der Heftmacher. Bisher kann nur Chefredakteur Berger-Schaur "ein bescheidenes" Leben als Vollzeitkraft des "Lines" führen. Selbstausbeutung ist Teil des Konzepts. Das restliche Team verdingt sich weiter im jeweiligen Brotberuf. Weil das unter anderem ein Drucker und Fotograf sind, profitiert die Qualität des Printprodukts von dieser professionellen Zweigleisigkeit.

Während Szenegrößen wie etwa das "Dirt"-Magazin ihre Printversion einstellten, setzt man beim "Lines" voll auf diese Schiene. Mit Erfolg: Durch Kontakte zu kleinen Radwerkstätten und Bikeparks konnte man schnell ein eigenes, unabhängiges Vertriebsnetz aufbauen. Dank unzähliger persönlicher Kontakte der Bike-affinen Redaktion ist das "Lines" auch zur ersten Adresse für Infos in Sachen Mountainbiking in Österreich geworden. Wer etwa die Ergebnisse der österreichischen Meisterschaften im Downhill oder Enduro sucht, wird sie auf der "Lines"-Homepage finden.

"Lines" als Veranstalter

Anstatt über mangelnde Rennen für die heimischen Mountainbiker zu jammern, hat das "Lines" kurzerhand eigene Rennserien ins Leben gerufen. So sind das Schneefräsn oder die Austrian Gravity Series auf das Engagement der "Lines"-Macher zurückzuführen. Auch hier stand am Anfang der Gedanke des Verbindens, wie Berger-Schauer erklärt: "Wir wussten, dass es in Lienz und am Semmering Downhill-Rennen auf Schnee gab. Aber die beiden Veranstalter wussten nichts voneinander. Also hatten wir die Idee, eine Rennserie daraus zu machen." Im vergangenen Winter nahmen mehr als 450 Fahrerinnen und Fahrer teil. Man könne sich vor Anfragen interessierter Veranstalterregionen kaum noch retten.

Die Gravity Series sind Downhill-Rennen für Einsteiger und Youngsters. "Das fehlte bisher in Österreich. Denn der iXS-Cup ist einfach eine Nummer zu groß, um gleich einzusteigen", sagt Berger-Schauer. Mit der neuen Rennserie, die sich prächtig entwickelt, will das "Lines" mehr Mountainbiker für den sportlichen Wettkampf begeistern.

Fokus auf das Einende

"Was zählt, ist das Verbindende", so die "Lines"-Philosophie. Daher hält die Redaktion wenig von Gehässigkeiten unter Vertretern der verschiedenen Spielarten des Mountainbikes. Das Selbstverständnis der "Lines"-Crew ist dementsprechend breit gehalten: "Wir sehen uns als Magazin für alle, die gerne auf Trails fahren." Ob mit Doppelbrückengabel, All-Mountain- oder auch E-Bike – im Grunde ist es ein und derselbe Sport.

Man werde auch in Zukunft darauf setzen, der heimischen Mountainbike-Szene eine vernetzende Plattform und mediale Heimat zu bieten. Die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre habe diese Strategie bestätigt, sagt Berger-Schauer: "Die Leute werden älter und haben nun Kinder, die ebenfalls in den Sport einsteigen. Das bereichert die Szene. Dazu kommt der Fabio-(Wibmer, Anm.)-Hype, der eine ganz neue Zielgruppe bringt. Und natürlich das E-Bike-Thema." Für all das wird auch in Zukunft Platz im "Lines" sein, was wiederum dem "Lines" seinen Platz in der Szene sichern wird.

Seitens des "Tretlagers" die allerbesten Wünsche an die Kolleginnen und Kollegen in Graz. Wir sehen uns spätestens beim nächsten Schneefräsn-Stopp in Innsbruck! (Steffen Arora, 29.10.2019)