Der Steppenadler gehört zu den "Echten Adlern" und ist ein Zugvogel. Seine Routen zu erforschen kann teuer kommen.
Foto: Quartl

Nowosibirsk – Ein weiblicher Steppenadler namens Min hätte beinahe ein Projekt russischer Ornithologen und Vogelschützer zum Absturz gebracht – und das kam so: Das Team um Elena Schneider aus Nowosibirsk stattete 13 der stattlichen Greifvögel mit GPS-Trackern aus, um so die Aufenthaltsorte der Tiere zu dokumentieren, die in zentralasiatischen Gefilden brüten, aber den Winter in südlicheren Gefilden verbringen.

Die Brutgebiete der Steppenadler (grün), ihre (vermuteten) Reiserouten (türkis) und ihre Winterquartiere (blau).
Foto: SanoAK: Alexander Kürthy

Diese Geräte schicken regelmäßig eine SMS mit dem aktuellen Standort der Vögel. So können die Forscher genau verfolgen, wohin die Tiere unterwegs waren und wie lange sie sich wo aufhielten. Was die Forscher aber nicht bedachten: Je nach Land können unterschiedlich hohe Kosten für die Nachrichten anfallen, und die Sender lassen sich nicht aus der Ferne deaktivieren.

Das Steppenadlerweibchen Min wählte – zum Leidwesen der Forscher – eine etwas andere Route als die übrigen Tiere: Min verbrachte die meiste Zeit des Sommers in einem abgelegenen Teil Kasachstans, ehe der Vogel dann über Turkmenistan in den Iran weiterflog.

Kostspielige Textnachrichten

Da in dem abgelegenen Teil Kasachstans, wo sich der Vogel extrem lange aufhielt, keinerlei Netzverbindung existierte, schickte Min die hunderten zuvor akkumulierten Nachrichten über ihren Aufenthaltsort aus dem Iran (genauer: von einer iranischen Müllhalde), wo pro SMS immerhin knapp 0,7 Euro fällig wurden. Min verbrauchte damit fast das gesamte Projektgeld der Forscher, wie Elena Schneider in der Zeitung "Siberian Times" erklärte.

Die Flugrouten der 13 Steppenadler. Min ist der hellrote Vogel, der als Einziger in den Iran flog, was die sibirischen Forscher teuer zu stehen kam.
Foto: http://rrrcn.ru/ru/migration/se2018

Nicht ganz so teuer kam bis jetzt ein zweiter Problemadler namens Khakas (in der Grafik oben in Grau), der ebenfalls viel Zeit auf einer Müllhalde verbrachte, allerdings nahe der Grenze zwischen Turkmenistan und Usbekistan. Je nachdem, auf welcher Seite der Grenze er sich befand, waren die Textnachrichten, die er sendete, entweder preiswert oder teuer.

"Kuckuck" vorerst abgewendet

Damit ihrem Projekt nicht der "Kuckuck" droht, haben die Forscher eine Spendenkampagne gestartet, um das Roamingkonto ihrer Adler wieder aufzustocken. Der nur auf Russisch im Netz vorhandene Aufruf – und die internationale Berichterstattung – waren in den letzten Tagen allem Anschein nach so erfolgreich, dass die Adlerbeobachtung nicht nur bis Jahresende, sondern wie geplant bis zum Frühsommer fortgesetzt werden kann. (tasch, 28.10.2019)