Die zwei Figuren reden, denken und leben im Gleichschritt.

Foto: Markus Zahradnik

Grelle Lichter, kahle Wände, ein weißer Boden und zwei durchsichtige Plastikvorhänge. Aus dem Off ertönt eine Stimme, die zum sphärischen Sound den Ton angibt: "Repeat after me." Wie Gefangene in einem offenen Käfig messen zwei Personen (Naemi Latzer und Mimu Merz) den Raum aus, gleich gekleidet, sich simultan bewegend und sprechend. Alles ist schön sauber und steril. Willkommen in der Welt von How to protect your internal ecosystem von Miriam Schmidtke und Mimu Merz.

Mit dieser Stückentwicklung im Werk X-Petersplatz wird dem Publikum nicht bloß ein Spiegel vorgehalten. Vielmehr inszeniert Schmidtke hier trostlose Routinen des Alltagslebens. Schlafen, Essen, Sport, Sex, der Austausch von Begrüßungsfloskeln, on repeat.

Gegen die monotone Selbstoptimierung

Die stimmige Performance kann man als kritischen Kommentar auf den automatisierten Selbstoptimierungswahn lesen. Bemerkenswert ist, dass Naemi Latzer und Mimu Merz den Text weniger zu interpretieren als mehr zu rezitieren scheinen. Aber gerade dieses Rezitative betont noch einmal das Floskelhafte von alltäglichen Gesprächen. Begleitet wird das Zwei-Personen-Stück von einem beruhigenden, gleichbleibenden Synthie-Sound.

Regisseurin und Videokünstlerin Miriam Schmidtke setzt dabei auf audiovisuelle Elemente wie Liveaufnahmen oder Projektionen, die auf transparente Vorhänge und eine Leinwand im Hintergrund geworfen werden.

Die namenlosen Protagonistinnen (Mimu Merz und Naemi Latzer) sind nur noch Schatten ihrer selbst in der Welt von "How to protect your internal ecosystem".
Foto: Markus Zahradnik

Wie ein Fehler im System versucht sich eine der beiden Figuren der strengen Eintönigkeit zu entziehen, nur um letzten Endes wieder in Reih und Glied zu stehen und die Worte "Repeat after me. Limitations improve your performance" zu wiederholen. Die Monotonie des Alltags lässt Grenzüberschreitungen nicht zu. Am Ende – als Bild einer durchtechnologisierten Welt voller Leerläufe – reinigen zwei Staubsaugerroboter den ohnehin sauberen Bühnenboden.

Das Publikum wechselte nach Ende der Vorstellung in den Barraum des Theaters zu einem Konzert der Sängerin Josin, wo es mit Smartphones vergnügt drauflosfilmte. Die 4K-Ultra-HD-Qualität scheint den Betrachtenden besser zu gefallen als der eigene Blick. Keine Pointe. (Huy Van Jonny Diep, 28.10.2019)