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UN-Generalsekretär Antoinio Guterres Ende September beim United Nations Climate Action Summit der Uno in New York. Die Maßnahmen für den Klimaschutz könnten in vielen Ländern aus politischen Gründen scheitern.

Reuters

Berlin/Wien – Das Erreichen der in Paris beschlossenen Klimaziele hängt auch von den politischen Rahmenbedingungen ab. Doch wie lässt sich prognostizieren, wie es 2050 in den verschiedenen Ländern mit der "Regierungsqualität" bzw. der "Governance" aussehen wird? Genau das hat ein internationales Forscherteam um Marina Andrijevic (Humboldt Universität Berlin) mit Beteiligung von Forschern in Österreich – Makroökonom Jesus Crespo Cuaresma von der WU Wien und dem IIASA in Laxenburg – untersucht.

Die Studie, die im Fachmagazin "Nature Sustainability" publiziert wurde, zeigt: Schlimmstenfalls könnten 2050 Jahren rund 30 Prozent der Weltbevölkerung in politisch instabilen Ländern leben – mit verheerenden Folgen: Denn solche "failed states" bedeuten Korruption, Konflikte und eine weiter wachsenden Klimakrise, da dort im Normalfall nichts für den Klimaschutz unternommen wird.

Politische Bedingungen

Der Weltklimarat versucht auf Basis von fünf definierten Szenarien, den sogenannten Shared Socio-Economic Pathways (SSPs), die Herausforderungen der Zukunft zu identifizieren und die Konsequenzen globaler Entwicklungen auf den Klimawandel zu prognostizieren. Ausschlaggebende Faktoren der SSPs sind etwa die Bevölkerungsentwicklung (nach Alter, Geschlecht und Bildung) sowie die Entwicklung der Wirtschaft (BIP) und der Urbanisierung. Auch die politischen Bedingungen der Länder weltweit spielen eine entscheidende Rolle, wie die neue Studie zeigt.

Das Team untersuchte entlang der SSPs erstmals, wie die politischen Entwicklungen des 21. Jahrhunderts aussehen könnten, um daraus abzuleiten, wie diese die Erreichung der Klimaziele beeinflussen. In der Studie wird deutlich, dass im besten Fall (SSP1) eine deutliche Stabilisierung der politischen Bedingungen weltweit, insbesondere in Entwicklungsländern wie Nigeria oder Somalia, erreicht werden könnte. Doch selbst wenn sich die politischen Bedingungen eines Landes verbessern: Der Prozess hin zu Umweltbewusstsein und Klimaschutz dauert.

Pessimistische Prognosen

In den schlechtesten Szenarien (SSP3) sind die Prognosen für Regierungen in Entwicklungsländern besonders dramatisch. "Wenn keine wesentliche globale Verbesserung der institutionellen Qualität stattfindet, könnten bis zum Jahr 2050 rund 30 Prozent der Welt von instabilen politischen Verhältnissen, Korruption und Konflikten betroffen sein", so Crespo Cuaresma.

Die hohe Relevanz von Governance bei der Entwicklung von Zukunftsszenarien legt jedenfalls nahe, dass diese Dimension bei Berechnungen zur Erreichung der Klimaziele künftig nicht fehlen sollte. (red, 29.10.2019)