Im Durchschnitt liegt der Frauenanteil bei den Bahnen bei rund 20 Prozent, was klar unter dem gesamtwirtschaftlichen Frauenanteil bei der Beschäftigung in Europa von 46 Prozent liegt.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Europas Bahnen kämpfen mit Fachkräftemangel in einer alternden Gesellschaft. Mehr Frauen für die Eisenbahnberufe zu gewinnen ist eine der Gegenstrategien. Ein europäischer Sozialpartnerdialog soll bis nächsten Herbst eine verbindliche Regelung für Gleichstellung und mehr Frauenbeschäftigung schaffen. Dieses Vorhaben wurde am Montag von den ÖBB und der Gewerkschaft vida in Wien präsentiert.

Seit 2012 wird jährlich in einer Studie der Anteil der Frauenbeschäftigung bei Bahnen in Europa erhoben. Der "Women in Rail Report", die bisher einzige geschlechtsspezifische statistische Erhebung im Verkehrssektor, die nun bereits zum sechsten Mal durchgeführt wurde, liefert die Basis für die weiteren Maßnahmen. 28 Eisenbahnunternehmen aus 21 europäischen Ländern haben an der Befragung im Jahr 2018 teilgenommen.

ÖBB an letzter Stelle im europäischen Vergleich

Beim Frauenbeschäftigungsanteil nehmen die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) mit 12,8 Prozent den letzten Platz im europäischen Vergleich ein. Den höchsten Frauenanteil bei den Bahn-Beschäftigten hat Schweden mit 40 Prozent. Im Durchschnitt liegt der Frauenanteil bei den Bahnen bei rund 20 Prozent, was klar unter dem gesamtwirtschaftlichen Frauenanteil bei der Beschäftigung in Europa von 46 Prozent liegt.

Im Bereich des Top Managements haben die ÖBB hingegen mit 27,3 Prozent Frauen in Führungspositionen einen höheren Anteil als im europäischen Vergleich (22,3 Prozent), im mittleren Management allerdings liegen die ÖBB mit 11,7 Prozent Frauenanteil wieder deutlich zurück. Bei Zugbegleiterinnen nehmen die Bundesbahnen im europäischen Vergleich wiederum den letzten Platz mit nur 15 Prozent ein, bei den Triebfahrzeugführerinnen sind es überhaupt nur 2,7 Prozent.

Quoten als Gegenmaßnahme

Um gegenzusteuern werde bei Aufnahmen neuer Beschäftigten mittlerweile mit Quoten gearbeitet, sagt ÖBB-Chef Andreas Matthä. Berufe, die früher mit schwerer körperlicher Tätigkeiten im Freien verbunden und rein männlich besetzt waren wie etwa Fahrdienstleiter, hätten sich massiv verändert: Fahrdienstleiter sitzen heute in der Zentrale und arbeiten am Computer – "wie Fluglotsinnen", erklärte Matthä.

Frauenministerin Ines Stilling sprach sich für eine verbindliche Quote zur Frauenförderung aus, denn die Quote bringe einen Prozess ins Rollen: "Dann müssten sich die Unternehmen fragen, wie können wir diese Quotenverpflichtung erfüllen? Welchen Beitrag kann ich für dieses Unternehmensziel leisten? "Quoten wirken, weil sie eine notwendige Veränderung im Unternehmen bewirken", zeigte sie sich überzeugt. In Österreich gebe es einen Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern von 20 Prozent, doch faire Entlohnung müsse einfach ein Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt sein. "Lohnfairness motiviert die Belegschaft", so die Frauenministerin. (APA, 28.10.2019)