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Der 27-jährige Jan Kuciak ist im Februar 2018 erschossen worden.

Foto: REUTERS/David W. Cerny/File Photo

Bratislava – Im Fall des ermordeten slowakischen Journalisten Ján Kuciak sind neue Details zu den Ermittlungen bekannt geworden. Wie aus der Anklageschrift hervorgeht, aus der am Montag mehrere Medien zitierten, soll der mutmaßliche Auftraggeber des Mordes versucht haben, den Enthüllungsjournalisten vor seinem Tod zu erpressen.

Der Geschäftsmann Marián Kočner entschied sich demnach für den Auftragsmord, als er feststellte, dass eine Erpressung nicht möglich war.

Recherche zu Geschäften

Dem Gerichtsdokument zufolge fand Kočner "keinen Schmutz", mit dem er den Journalisten hätte belasten und diskreditieren können. Das habe ihn zu der Entscheidung bewogen, "ihn physisch loszuwerden und so weitere Enthüllungen über seine Aktivitäten zu verhindern". Kuciak hatte sich in seiner Recherche unter anderem mit den Geschäften von Kočners zahlreichen Unternehmen befasst.

Die Staatsanwaltschaft wirft Kočner laut Anklageschrift vor, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Das Gerichtsdokument wurde unter anderem von der Nachrichtenseite aktuality.sk veröffentlicht, für die Kuciak vor seinem Tod arbeitete. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft wollte die Authentizität des 93-seitigen Schriftstücks der Nachrichtenagentur AFP nicht bestätigen.

Mafia-ähnlicher Mord

Der 27-jährige Enthüllungsjournalist und seine Verlobte Martina Kusnirova waren im Februar 2018 erschossen worden. Der Reporter hatte zu Verbindungen zwischen der italienischen Mafia und slowakischen Politikern recherchiert. Der mafiaähnliche Mord löste Massendemonstrationen gegen die Regierung aus und führte schließlich zum Rücktritt von Ministerpräsident Robert Fico.

Neben Kočner werden vier weitere Personen beschuldigt, an dem Mord beteiligt gewesen zu sein. Einer der Verdächtigen entschied sich für eine Zusammenarbeit mit den Ermittlern. Die Ermittler fanden zudem heraus, dass Kočner in zahlreichen Nachrichten an wichtige Regierungsbeamte versuchte, die Justiz zu beeinflussen. Unter anderem kontaktierte er Justizstaatssekretärin Monika Jankovska, die inzwischen zurücktreten musste und nun mit einem Disziplinarverfahren konfrontiert ist. (APA, 28.10.2019)