Bislang dachten Forscher, dass das Protein mTORC2 das Tumorwachstum unterstützt. Eine aktuelle Studie legt allerdings den Schluss nahe, dass das Protein sogar zur Bekämpfung der Darmkrebszellen benötigt wird.

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Ein Tumor besteht nicht nur aus Krebszellen, sondern enthält auch eine große Anzahl unterschiedlicher Immunzellen, die normalerweise gegen die Krebszellen ankämpfen. Viele Tumoren haben jedoch Strategien entwickelt, wie sie Immunzellen umprogrammieren können, damit diese dann sogar das Tumorwachstum unterstützen.

Hier spielt das Protein mTORC2 eine wichtige Rolle, gegen das gerade neuartige Krebsmedikamente entwickelt werden, und im Reagenzglas sehr erfolgreich das Wachstum von Krebszellen unterdrücken können. Deshalb gibt es hohe Erwartungen, dass mTORC2-Hemmer künftig gegen eine große Zahl von Krebserkrankungen erfolgreich sein könnten.

Forscher der MedUni Wien haben nun entdeckt, dass mTORC2 in Darmkrebszellen gar nicht aktiv ist, sondern nur in bestimmten Immunzellen, sogenannten Makrophagen, die normalerweise die Krebszellen bekämpfen sollten. Die Studie wurden nun im "Journal of Clinical Investigation Insight" veröffentlicht.

Protein nicht unterdrücken

Die Wissenschafter konnte zeigen, dass eine hohe Aktivität von mTORC2 in Makrophagen wichtig ist, um das Wachstum von Darmkrebs im Tiermodell einzudämmen. "Als wir im Tiermodell mTORC2 speziell in Makrophagen ausgeschaltet haben, hat sich das Wachstum des Darmtumors in diesen Mäusen beschleunigt", sagt Karl Katholnig, einer der Studienautoren. "Den gleichen Effekt hatte überraschenderweise auch ein mTORC2-Hemmer in diesem Darmkrebsmodell", ergänzt seine Kollegin Birgit Schütz.

Ein Zusammenhang konnte aber nicht nur im Tiermodell, sondern auch beim Menschen gezeigt werden. "Wir fanden heraus, dass in Darmkrebspatienten eine hohe mTORC2-Aktivität in Makrophagen mit einem günstigen Verlauf assoziiert ist", betont Mitautorin Stephanie Fritsch. Die Forscher ziehen daraus den Schluss, dass eine Aufrechterhaltung der Aktivität und keine Hemmung von mTORC2 bei Darmkrebs therapeutisch nützlich sein könnte.

"Die Tumorzellen versuchen sogar, mTORC2 in Makrophagen auszuschalten, sobald diese Zellen in den Tumorverband eindringen, um das eigene Überleben zu gewährleisten", erklärt Thomas Weichhart, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. Die Forscher wollen nun herausfinden, wie die Tumorzellen mTORC2 in den Makrophagen abschalten. Wenn es möglich wäre, diesen Prozess zu verhindern, könnte das einen neuen Immuntherapie-Ansatz darstellen. (red, 30.10.2019)