Totgesagte leben länger: Der Poopó-See in den Anden galt 2015 schon als ausgetrocknet, als er sich 2017 von neuem befüllte. Ähnlich wechselhaft könnte es einst auf dem Mars zugegangen sein.
Foto: APA/AFP/ESA

Der Rote Planet von heute könnte einst ein blauer gewesen sein – in den vergangenen Jahren gab es eine Reihe von Studien, die nahelegten, dass in ferner Vergangenheit ganze Regionen des Mars von stehenden und fließenden Gewässern bedeckt waren. Ein internationales Forscherteam hat sich mit der Übergangszeit zwischen diesen beiden Epochen befasst und seine Ergebnisse im Fachjournal "Nature Geoscience" vorgestellt.

"Atmende" Seen

In ihrer Studie, basierend auf Daten des Mars-Rovers Curiosity, kommen die Wissenschafter um Erstautor William Rapin vom California Institute of Technology zum Schluss, dass es auf dem Mars einst Salzseen ähnlich denen gegeben haben muss, wie man sie heute auf dem südamerikanischen Altiplano findet.

Die Seen auf dieser Hochebene werden von Flüssen gespeist, die in den umgebenden Bergen entspringen und keine Verbindung zum Meer haben. Stattdessen sammelt sich das Wasser in Seen, die stark von Klima- und Niederschlagsschwankungen abhängen. Sie sind in stetem Wachsen und Schrumpfen und können zeitweise sogar ganz austrocknen. Dass es dort nur wenig Vegetation gibt, verleihe ihnen eine noch marsianischere Anmutung, sagt Marion Nachon von der Texas A&M University, die an der Studie beteiligt war.

Das marsianische Gegenstück

Ein Pendant auf dem Mars soll sich im Gale-Krater befunden haben – also dort, wo seit 2012 der Rover Curiosity vor sich hin rollt und die geologische Vergangenheit unseres Nachbarplaneten entschlüsseln hilft. Der 150 Kilometer durchmessende Krater ist durch einen Einschlag irgendwann vor 3,8 bis 3,5 Milliarden Jahren entstanden, als der Mars noch eine feuchte Welt gewesen sein könnte.

Die von Curiosity festgestellten Mineralienvorkommen in der Region weisen darauf hin, dass sich im Becken des Kraters ein See angesammelt hatte, der im Lauf der Zeit ähnlichen Schwankungen unterlag wie seine Gegenstücke auf dem Altiplano. Mindestens einmal soll er ausgetrocknet sein, um sich schließlich doch wieder zu füllen – in Widerspiegelung einer Ära, in der der Mars zwischen feuchten und trockenen Perioden pendelte. Wie lange der See insgesamt Bestand hatte, lässt sich laut Nachon nicht sagen. Es könnten Jahrhunderte, aber auch zehntausende von Jahren gewesen sein.

Unaufhaltsame Austrocknung

Das endgültige Aus für den Kratersee muss spätestens dann gekommen sein, als sich die Verhältnisse auf dem Mars grundlegend änderten. Heute hat der Planet kein Magnetfeld mehr – Wissenschafter gehen davon aus, dass er es schon in der ersten Milliarde Jahre seines Bestehens verloren hat. Damit setzte ein langsamer, aber unerbittlicher Erosionsprozess ein: Der Sonnenwind trug nach und nach die Atmosphäre ab, deren Ausdünnung dann das Wasser verdampfen ließ und den Mars als die trockene Welt zurückließ, als die wir ihn heute kennen. (red, 22. 11. 2019)