Milliardäre im Medienbiz: Petr Kellner und ...

Foto: imago

... Daniel Křetínský.

Foto: APA, AFP

Wien – In Wien verhandelt ein Oligarch noch über die größte private Medienorgel, und er soll schon recht weit sein in seinen Gesprächen über die Kronen Zeitung. Seine Kollegen aus der Nachbarschaft sind weiter: Die beiden tschechischen Milliardäre und Geschäftspartner Petr Kellner und Daniel Křetínský kaufen Zeitungshäuser und Fernsehsender von Paris über München bis Bukarest in Bausch und Bogen.

Die große private TV-Holding CME mit marktführenden Privatsendern in Tschechien, Bulgarien, Rumänien, Slowenien und der Slowakei geht an Petr Kellner (55), den reichsten Mann Tschechiens. Der "verschwiegene Milliardär" (Handelsblatt) mit engen Polit kontakten gilt als medienscheu und duckt sich lieber weg, wenn etwa bei einer Wirtschaftsdelegation mit dem tschechischen Präsidenten Miloš Zeman in China ein Pressefotograf auftaucht. Sein Bild kontrolliert er lieber selbst; aktuelle Porträts gibt es nur aus dem Geschäftsbericht seiner eigenen PPF Group mit Beteiligungen bei Banken und Energie bis hin zu Telekommunikation (von Tschechien bis Bulgarien).

Kellner nutzte seine Chance, als Tschechien in den 1990ern seine Staatsbetriebe eilig privatisierte – etwa das größte Versicherungsunternehmen, der Grundstein für sein Vermögen, vom US-Wirtschaftsmagazin Forbes aktuell mit 15,4 Milliarden Dollar bewertet.

1,9 Milliarden Euro zahlte Milliardär Kellner für die Osteuropa-Fernsehholding CME dem US-Medienkonzern Warner Media, der wurde selbst gerade vom US-Telekomriesen AT&T übernommen.

Im Mediengeschäft ist Kellners langjähriger Partner schon länger unterwegs: Daniel Křetínský (44) hat 49 Prozent an der französischen Qualitätstageszeitung Le Monde übernommen – unter heftigen Protesten der Redaktion in Sorge um ihre Unabhängigkeit. Er übernahm große französische Magazine wie Marianne und Elle sowie Radiosender vom Rüstungskonzern Lagardère.

2013 hat Křetínský mit dem slowakischen Milliardär Patrik Tkáč den Medienhäusern Springer und Ringier ihre Niederlassung in Tschechien abgekauft, die größte Zeitungsgruppe im Land etwa mit der Boulevardzeitung Blèsk. Mit Tkáč versuchte Křetínský im Sommer auch, den deutschen Handelskonzern Metro zu übernehmen, vorerst ohne Erfolg.

Und mit Tkáč ist Křetínský auch gerade bei ProSiebenSat1 eingestiegen. Am Münchner TV-, Digital- und Handelskonzern mit marktführender Tochter in Österreich hält ihre gemeinsame Czech Media Invest vorerst rund vier Prozent.

Größter Brancheninvestor bei ProSiebenSat1 mit rund zehn Prozent ist Silvio Berlusconis Mediaset. Der italienische TV-Konzern verbindet mit dem Engagement seine Vision von einer großen europäischen Fernsehgruppe.

Křetínskýs Schwiegervater in spe – er ist mit Kellners Tochter, der Springreiterin Anna Kellnerova, liiert – kauft sich gerade eine große osteuropäische TV-Holding.

"Firmenjongleur wie Benko"

Das Manager Magazin beschrieb Křetínský als "Firmenjongleur, getriebenen Investor, einen wie Österreichs Kaufhauskönig René Benko". Anders als dem Tiroler Immobiliienmilliardär und Handelstycoon (mit Karstadt, Kaufhof, Kika/Leiner) Benko hafte dem Tschechen der "Hautgout des Unseriösen" an.

Wie steht es eigentlich mit Benkos Plänen, seine Krone-Beteiligung auf 50 Prozent aufzustocken? Gespräche mit den anderen Hälfteeigentümern, der Gründerfamilie Dichand, sollen weit gediehen sein, ein Mensch mit Einblick will bildlich schon "Geigenklänge" vernommen haben. Hier geht es um eine künftige Zusammenarbeit von Benko und Dichands als Krone-Eignern. (fid, 29.10.2019)