Natürlich war es sein oberstes Ziel, als Astronaut zum Mond zu fliegen, sagt Russell Louis "Rusty" Schweickart. Deswegen ging der heute 84-jährige Ex-Astronaut 1963 als jugendlicher Air-Force-Pilot zur US-Weltraumbehörde Nasa. Das war kurz nachdem der damalige US-Präsident John F. Kennedy seine berühmte Rede über den Plan gehalten hatte, bis Ende des Jahrzehnts einen Mann zum Mond zu schicken und wieder gesund nach Hause zu bringen.

Rusty Schweickart beim Außenbordeinsatz im Jahr 1969.
Foto: NASA/James McDivitt

"Wenn du in diesem Job höher hinaus wolltest, wie ich damals, dann musstest du zwangsläufig ins All", sagt Schweickart im Interview mit dem STANDARD. Der US-Amerikaner weilte dieser Tage in Wien, um bei der Eröffnung der Ausstellung Der Mond. Sehnsucht, Kunst und Wissenschaft im Naturhistorischen Museum (NHM) dabei zu sein. Dass es dann trotz des großen Traums vom Mondspaziergang nur der Testflug Apollo 9 war, bei dem er den Moonlander steuern durfte, macht ihn heute nichts mehr aus: Vom 3.März bis 13. März 1969 flog er gemeinsam mit James McDivitt und David Scott ins All. Das waren zehn Tage amerikanisches Heldentum, die ihn bis heute prägen. "Im Nachhinein bin ich mit meiner Rolle in dieser Teamarbeit sehr zufrieden. Ich kann mich wirklich nicht beklagen. Ich wüsste nicht, was ich mit meinem Leben gemacht hätte, wäre ich nicht Astronaut geworden."

Verantwortung übernehmen

Schweickart wurde kurz vor seinem Außenbordeinsatz (Extra Vehicular Activity, EVA) weltraumkrank, was man damals noch nicht wirklich einschätzen konnte. "Heute hat man mehr Fakten, und man weiß, dass 40 Prozent aller Raumfahrer eine solche Phase durchmachen. Das ist normal." Der Einsatz wurde drastisch gekürzt und dauerte etwa eine Dreiviertelstunde. Nur fünf Minuten davon war er nicht beschäftigt. Da fragte er sich mit Blick auf die Erde, was hier wirklich passiert. "Wie bin ich hierhergekommen? Welche Verantwortung haben wir gegenüber der Erde, diesem wunderschönen Planeten?" Schweickart nennt die Erde im Gespräch "our little corner in the universe". Vermutlich hat ihn dieser beeindruckende Anblick auch beeinflusst, als er später begann, sich für eine verbesserte Abwehr von Asteroiden einzusetzen. "Da hat sich in den letzten Jahren recht viel getan."

Der Astronaut in der gerade eröffneten Ausstellung des Naturhistorischen Museums.
Foto: NHM

Heute warnt er bei Anlässen wie der Eröffnung der Mondausstellung gern vor dem Raubbau der Natur. Damals, als er im All war, habe die Umweltbewegung ihren Anfang genommen. Nur recht wenige Menschen hätten sich Sorgen um die Erde gemacht. "Heute sind es zum Glück mehr, und einige von ihnen sind ehemalige Astronauten", lacht er. Auf die Frage, ob er als Ex-Astronaut derlei Sorgen nicht US-Präsident Donald Trump mitteilen wolle, meinte er nur kurz: "Wer dem Präsidenten zuhört, gibt das Reden über derartige Fragen auf."

Schweickart wurde vor einem raumfüllenden, beleuchteten Modell des Mondes gefilmt und fotografiert: das Herzstück der Ausstellung, die sich von vielen Seiten dem Erdtrabanten nähert. Als Besucher kann man sich über die Geologie des Himmelskörpers genauso informieren wie über die Chronologie der Raum- und Mondfahrt. Die Kennedy-Rede ist zu hören. Abseits davon darf man sich auch an einzelnen interaktiven Stationen als Homo ludens betätigen. Eine Waage zeigt an, was man auf dem Mond wiegen würde (ein Sechstel des Körpergewichts), man kann Mondgestein berühren, erriechen und letztlich ein "Selfie auf dem Mond machen".

Ein Rover im Museum

Natürlich kann auch ein Rover nicht fehlen, um nachzufühlen, wie das bei dem Missionen Apollo 15, 16 und 17 war, als die damaligen Astronauten mit dem Elektrofahrzeug jeweils zwischen 26 und 36 Kilometer zurücklegten. Alle drei Exemplare wurden auf dem Trabanten zurückgelassen. Und letztlich werden interessierte Zuschauer verstehen lernen, was den Palolowurm antreibt, um den Einfluss des Mondes auf die Erde abseits esoterischer Gedanken dokumentieren zu können: Seine Fortpflanzung ist von den Mondphasen abhängig.

Rusty Schweickart als stolzer Raumfahrer.
Foto: Nasa

Viel Raum geben die Gestalter zahlreichen künstlerischen Arbeiten, wie etwa einer Virtual-Reality-Installation von Laurie Anderson und Hsin-Chien Huang oder Popsongs, die den Mond im Fokus haben. NHM-Direktor Christian Köberl, in seinem wissenschaftlichen Hauptberuf Impact-Forscher, beschrieb stolz einen neu erworbenen Mondmeteoriten, der in der Schau erstmals gezeigt wird. Es handelt sich bei dem 2011 in Mauretanien entdeckten, rund 1,8 Kilogramm schweren Fund um das wahrscheinlich größte Stück Mondmeteorit, das es in Europa zu sehen gibt. (Peter Illetschko, 30.10.2019)