Die österreichische Industrie hat mit dem internationalen Konjunkturabschwung zu kämpfen.

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Wien – Der Trend der vergangenen Monate setzt sich offenbar fort. Laut der aktuellen Einschätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) geht es mit der Konjunktur weiter bergab. Im abgelaufenen Vierteljahr wuchs die Wirtschaft gegenüber dem Vorquartal erneut real nur um 0,2 Prozent, erklärte das Wifo am Mittwoch. Im Jahresabstand wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) real um 1,5 Prozent, nach 1,8 Prozent davor.

Getragen wurde das schwache Wachstum zuletzt sowohl durch die Inlandsnachfrage als auch den Außenhandel. Binnenwirtschaftlich erwies sich demnach der Konsum weiterhin als Wachstumsstütze. Die Nachfrage der privaten Haushalte (inkl. private Organisationen ohne Erwerbszweck) expandierte mit +0,2 Prozent ebenso stark wie die öffentlichen Konsumausgaben.

Industrie und Bau schwächeln

Insbesondere die Industrie- und Baukonjunktur hat sich den Wifo-Ökonomen zufolge weiter abgeschwächt. Bei den Dienstleistungen sei die Dynamik dagegen robust verlaufen. Den Quartalswachstumswert fürs zweite Vierteljahr hat das Wifo übrigens nachträglich von 0,3 auf 0,2 Prozent gesenkt, jenen fürs erste Vierteljahr von 0,5 auf 0,4 Prozent. Gemäß den Eurostat-Vorgaben wuchs das BIP im dritten und zweiten Quartal überhaupt nur um 0,1 Prozent, im ersten Quartal um 0,5 Prozent.

Die Außenhandelsdynamik, die sich seit Mitte 2018 verlangsamt hat, stabilisierte sich zuletzt. Hier wirkte sich laut dem Institut die moderate Preisentwicklung positiv auf das reale Wachstum aus. Die Exporte stiegen im dritten Quartal um 0,7 Prozent (nach 0,6 im zweiten Vierteljahr). Durch die etwas schwächere Ausweitung der Importe von 0,6 Prozent (nach 0,8 davor) trug der Außenhandel im dritten Quartal positiv zum Wirtschaftswachstum bei.

Abwärtstrend auch in Deutschland

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht die Konjunktur in Deutschland ebenso auf Talfahrt. Seit der weltweiten Finanzkrise vor zehn Jahren habe es bei einer Umfrage unter Unternehmen nicht mehr so pessimistische Antworten gegeben, teilte der DIHK am Mittwoch mit. Die Geschäftserwartungen der Firmen hätten einen deutlichen Einbruch erlitten. Die Unternehmen investierten weniger.

Vor allem die exportorientierte deutsche Industrie werde von der Schwäche der Weltwirtschaft belastet. 2020 dürfte die deutsche Exportindustrie erstmals seit der Weltwirtschaftskrise vor mehr als zehn Jahren wieder schrumpfen. Der DIHK rechnet nach der Umfrage unter 28.000 Unternehmen mit einem Minus bei den Ausfuhren von 0,5 Prozent. Heuer dürfte es nur zu einem Mini-Wachstum von 0,3 Prozent reichen – deutlich weniger als zunächst angenommen.

Frankreich überraschend gut dabei

Die französische Wirtschaft schlägt sich angesichts von Handelskonflikten, mauer Weltkonjunktur und Brexit-Chaos überraschend gut. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs von Juli bis September erneut um 0,3 Prozent, teilte das Statistikamt Insee in einer ersten Schätzung mit. Ökonomen hatten lediglich mit 0,2 Prozent gerechnet.

Besonders die Binnenkonjunktur trug das Wachstum. "Das ist wichtig angesichts des riskanten internationalen Umfeldes", sagt der Ökonom Philippe Waechter vom Finanzhaus Ostrum Asset Management. Die Chancen für ein anhaltendes Wachstum stehen nicht schlecht: Die Kauflaune der Franzosen hielt sich im Oktober auch dem höchsten Stand seit knapp zwei Jahren. Der private Konsum ist die wichtigste Stütze der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone. (APA, red, 30.10.2019)